Erfahrungen über das Dickdarmcarcinom / von I. Boas.

Boas, Ismar, 1858-1938.

Date:: 1900

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Credit: Erfahrungen über das Dickdarmcarcinom / von I. Boas. Source: Wellcome Collection.

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Erfahrungen zu weitgehend. Unter den acht Carcinomen mit deut¬ lich fühlbarem Tumor, die ich beobachten konnte, war nur in zwei Fällen der Tumor auffallend verschieblich und zeigte spontane Lageveränderungen, in beiden Fällen gehörte der Tumor dem Cöcum, also einem relativ unbeweglichen Darmabschnitt an. In einem dieser Fälle, den ich Gelegenheit hatte mit Herrn Geh. Rath v. Mikulicz wiederholt zu untersuchen, liess uns gerade die ungemeine Verschieblichkeit des am Cöcum gelegenen Tumors, zumal sonstige subjektive und objektive Zeichen im Krankheits¬ bilde fehlten, hinsichtlich der Natur des Tumors lange Zeit liin- und herschwanken. Die Operation ergab ein fast faustgrosses ulcerirendes Cöcumcarcinom. Auch der Umstand, dass bewegliche Tumoren des Dickdarms bald für die palpirende Hand verschwin¬ den, bald wieder deutlich hervortreten, kann dem Diagnostiker zuweilen arge Verlegenheiten bereiten. Die temporäre Nicht¬ fühlbarkeit eines Tumors am Dickdarm ist daher — analoge Fälle kommen bekanntlich auch beim Magen vor — noch keineswegs ein Beweis für seine Nicht- fühlbarkeit überhaupt. Wiederholte Untersuchungen, ab¬ wechselnd bei ganz entleertem und dann wieder bei gefülltem Darm werden indessen die Sachlage in der Regel klären. Durch rektale Aufblähung des Darmes mittels Luft oder Brausegemischen nach dem Vorschläge v. Ziemssen’s oder Anfüllung der Därme mit Wasser kann man gelegentlich Zweifel über den Sitz, resp. die Zugehörigkeit von fraglichen Tumoren heben, namentlich wo es sich um die Abgrenzung gegen retroperitoneale Neoplasmen handelt. Ferner kann man durch Luftaufblähungen sich von der Thatsache, ob ein Tumor auf seiner Unterlage mehr oder weniger verschieblich ist oder nicht — es gilt dies besonders für Cöcal- tumoren — leichter überzeugen. Die letzteren werden in der Regel, wenn beweglich, der palpirenden Hand genähert, während sie bei Verwachsungen ihre Lage unverändert behalten. Sehr zweck¬ mässig scheint mir auch bei schwer palpablen Tumoren die vor einigen Jahren von v. Chlapowski, Lennhoff, Schuster u. a. empfohlene Palpation im Warmwasserbade zu sein. Mit grossen Schwierigkeiten ist zuweilen die Feststellung des Sitzes der fraglichen Neubildung verbunden. Es bezieht sich das besonders auf jene nicht seltenen Vorkommnisse von Dislokationen des Darmes, sei es in Folge congenitaler Hemmungsbildungen, sei es in Folge von im späteren Leben erworbenen Deviationen, sei es endlich in Folge von durch Herabdrängung der Intestina durch das Gewicht der Neubildung selbst und der diesseits davon sich stauenden Kothmassen erworbenen Lageanomalieen. Solche Ano- malieen spotten naturgemäss jeder Diagnose, wie die chirurgische Erfahrung gezeigt hat, selbst bei der Autopsie in vivo.