Gutachten über den Geisteszustand des Brandstifters Peter Z. aus H. / von H. Emminghaus.

  • Emminghaus, Hermann, 1845-1904.
Date:
[1874]
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Gutachten über den Geisteszustand des Brandstifters Peter Z. aus H. / von H. Emminghaus. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by King’s College London. The original may be consulted at King’s College London.

    5/10 (page 69)
    sowie der schw’ächera Ausbildung der Nasenlippeufalte auf der rechten Seite, dem Schiefstand der Zunge nach rechts, dem Tiefer- stehen des weichen Gaumens rechts, (vielleicht der linksseitigen Gehörsstörung), dem starkem Schwanken beim Stehen auf dem rechten Bein sich auf den von der linken Gehirnhälfte inner- virten Bahnen empfindlicher geltend macht. Bei genauerer Betrachtung des Befundes ist anzunehmen, dass eine Hemmung im Wachsthum des Gehirns bei dem P. Z. zu irgend einer Zeit stattgefunden habe; dafür treten als Zeichen auf: die Kleinheit des Schädels, die niedere, nur in der Mitte vor- gewölbte, unten und seitlich eingedrückte Stirn, welche beweisen, dass die Wachsthumsvorgänge der Schädelknochen zu einer Zeit des Lebens krankhafte waren. Deuten die Einziehungen an der Stirn auf eine fi’ühzeitige Verschmelzung der knorpeligen Verbin- dungen am Schädelgrund (Sphenobasilar- und Sphenofrontalnaht) hin, so liegt in, dem Vorspringen der Hinterhauptstchuppe das Resultat eines theilweisen Compensationsvorganges vor. Die geringere Raumentwückelung der linken Schädelhälfte und die gekreuzten anatomischen und physiologischen Veränderungen weisen nach, dass der krankhafte Process stärker die linke Schä- delhälfte, mithin stärker die linke Hirnhalbkugel betraf. Wenn wir erfahren, dass vor Zeiten eine Krankheit ablief und wieder- kehrte, die eine Zusamraenziehung des rechten Beines mit sich brachte, so ist das für die mögliche Entwickelungsweise der Schä- delerkrankung, w'elche die Hirn Verkrümmung nach sich zog, von bestimmter Bedeutung. Auch die Narbe über dem linken Auge ist nun hinfür nicht mehr als ganz gleichgültig zu erachten. Der Umstand, dass hier wieder eine schon auf anderem Wege ermittelte Thatsache zum Vorschein kommt, die nämlich, dass die Verkümmerung der einen, und zw^ar der linken Seite, über- wiegt, {Demme, Schröder van der-Kolk: unter 29 Fällen halbsei- tiger Hirnatrophie waren 17 Fälle einseitig, nämlich linksseitig), richtet den Blick auf die Gefässe der Schädelbasis, speciell auf die Carotis und ihre Aeste (Arteria fossae Sylvii). Eine über- wiegend linksseitig entwickelte Verengerung des Cauales der Ca- rotis vom Keilbein her, die bei Gelegenheit der frühzeitigen Ver- knöcherung der Verbindungen am Schädelgrund entstehen konnte, ist vielleicht im Stande (Griesinyer), die linksseitige überwiegende Hirnatrophie zu begründen. Die Schwäche des rechten Beines,