Deutsche und Niederländer als Pioniere der Tropenmedizin im 17 Jahrhundert / von Walter Artelt.

Artelt, Walter, 1906-

Date:: [1938]

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Credit: Deutsche und Niederländer als Pioniere der Tropenmedizin im 17 Jahrhundert / von Walter Artelt. Source: Wellcome Collection.

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Forschungen des 17. Jahrhunderts nachgeht, auch für die deutsche Medizingeschichte von besonderem Interesse. Hier sind zu nennen J. P. Stokvis’ Übersicht über ,,La medecine coloniale et les medecins hollandais du i7e siede“ (1883), M. A. van Andels Studien über „Dutch naturalists of the i7th Century and the materia medica of tropical America“ (Janus XXVIII, 1924) und besonders D. Schoutes inhalts¬ reiches Buch über ,,De Geneeskunde in den dienst der Oost- Indische Compagnie in Nederlandsch-Indie“ im 17. und 18. Jahrhundert (Amsterdam 1929). Auch der neueste (XIV.) Band der ,,Opuscula selecta Neerlandicorum de arte medica“ (Amsterdam 1937) ist ganz der Tropenmedizin des 17. Jahrhunderts gewidmet. Er gibt uns einen Einblick in die tropenmedizinische Forschung sowohl im Bereich der Holländisch-Ost-Indischen Kompanie wie in dem der Hollän- disch-West-Indischen und mag so als Ausgangspunkt der folgenden Erörterungen dienen. Der erste Teil des Bandes bringt ausgewählte Kapitel aus dem Werk des Amsterdamer Arztes Willem Piso (Pies) über die brasi¬ lische Medizin und eine Einleitung von M. A. van Andel über die Geschichte dieses Werkes. Mitten in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, 1630, faßte die Holländisch-West-Indische Kompanie an der Küste Brasiliens Fuß. Sieben Jahre später ging Johann Moritz von Nassau als Gouverneur mit umfassenden Vollmachten nach Brasilien in See. Seine Aufgabe bestand nicht nur in einer Be¬ festigung der niederländischen Macht über dieses Gebiet, sondern auch in einer Erforschung der neuen Besitzung. Künstler und Ge¬ lehrte standen in seinen Diensten, um ihn bei der Erfüllung dieser Aufgabe zu unterstützen. Unter ihnen Willem Piso, der sich seinerseits der Unterstützung zweier deutschen ,,medicinae et matheseos candidati“ versicherte, des Georg Marggrav aus Lieb¬ stadt bei Meißen und des H. Cralitz. Cralitz starb kurz nach der Ankunft in Brasilien. Marggrav führte die ihm gestellte Auf¬ gabe — die botanische, zoologische, ethnologische und astronomi¬ sche Erforschung der von den Holländern besetzten Gebiete — durch, ging zu gleichen Forschungen nach Westafrika und starb hier in San Paolo de Loanda, erst 34 Jahre alt. Die Ergebnisse der Forschungen von Willem Piso und Georg Marggrav erschienen erstmals 1648 in einem Foliobande, in dem die Heilkunde Brasiliens von Piso bearbeitet und die Naturkunde nach den Marggravschen Forschungen unter dessen Namen dargestellt ist. In der 2. Auflage von 1658, deren Titel nur noch den Namen W. Pisos trägt, sind die Forschungen von Jakob Bontius über die Naturkunde Indiens mit einbezogen. Der von Piso bearbeitete Teil des Werkes in seiner ursprüng¬ lichen Gestalt enthält eine medizinische Topographie und je einen Abschnitt über die einheimischen Krankheiten, Gifte und Gegen¬ gefügt. Und doch ist ENGELBERT KÄMPFER nur ein Beispiel — freilich ein sehr typisches Beispiel — dafür, wie deutsche Ärzte, Wundärzte und Studenten im 17. Jahr¬ hundert unter Einsatz ihrer ganzen Persönlichkeit und Schaffenskraft an der Begrün¬ dung der Tropenmedizin mitwirkten. Wir müssen zur botanikohistorischen und pharma¬ ziehistorischen Literatur (PRITZEL, TSCHIRCH usw.) greifen, wenn wir aus dem deutschen wissenschaftsgeschichtlichen Schrifttum Näheres über das Leben und die Leistung jener Männer erfahren wollen.