Medizinische Quellenstudien. Entwickelungsgang des aehnlichkeitsaxioms von Empedokles bis auf Hahnermann / von J.F. Katsch.

Date:
1891
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Credit: Medizinische Quellenstudien. Entwickelungsgang des aehnlichkeitsaxioms von Empedokles bis auf Hahnermann / von J.F. Katsch. Source: Wellcome Collection.

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    Hasse einen unantastbaren, wissenschaftlichen Beweis zu liefern, wie absolut verfehlt, ja! wie gänzlich sachunkundig und abstrus die Gehässigkeit so mancher zeitgenössischer Angriffe gegen die sogenannte Homöopathie erscheine, wenn auf dieselben das klärende Licht der Geschichtsforschung reflectirt wird. Gerade diese Beleuchtung lässt den stolzen Aus- spruch neuerer Zeit: „Die Medizin ist eine Erfahrungs- wissenschaft“ als eine glänzende Lüge erkennen und somit fast Alles, was man aus ihm folgerte, für hinfällig. Das ist demüthigend und folgenschwer, denn es wird un- abweissliche Pflicht, bei der Beurtheilung medizinischer Systeme diese Wahrheit zum Ausgangspunkte — wenigstens einer theoreti- sirenden Kritik — zu nehmen. Eben so wenig darf aber auch vergessen werden, was man im jetzigen Zeitalter so gern vergisst, dass im Gebiete der Medizin sich Wissenschaft und Kunst verschwistern oder doch ver- schwistern sollten; man spricht ja nicht umsonst von einer „Heil- kunst“. Aber in jeglicher anderen Kunst bleibt das Material, an welchem sie zu operiren hat, constant und wandellos. Der Marmor, das Oel, die Saiten können in gleich brauchbarer Qualität stets zweckgemäss beschafft werden. Aber das Substrat der Heilkunst ist der belebte Menschenleib; wie er selbst sich wandelt, so wandel- bar sind in ihren Combinationen auch die äusseren Einflüsse, mit welchen er in steter Beziehung steht; so wandelbar sind oft, selbst bei scheinbar gleicher äusserer Form seiner Erkrankungen, deren Ursachen und Bedingungen. So hätte denn gerade dieser stete Wechsel der Erscheinungen zu doppelter Vorsicht, Geduld und allseitiger Prüfung mahnen sollen, bevor man es unternahm, ihn unter Regeln und Gesetze zu bannen. Dahingegen lehrt die Geschichte unwiderleglich, dass die Medizin bereits da, wo sie zuerst aus tiefstem Dunkel hervortritt und ihre schwankenden Schritte beginnt, um aus dem bisher erworbenen, dürftigen Material sich zu einer Wissenschaft allmälig zu consolidiren, dennoch be- reits die Kunst zu heilen abhängig gemacht hatte von Theo- remen, die späterhin als Dunst und Rauch sich erwiesen. Nur so erklärt sich uns die leidige Thatsache, dass die Medizin fast in demselben Grade, wie sie als Wissenschaft allmählig zu einer ehrfurchtgebietenden Gestalt emporblühte, immer schwächer, immer skeptischer ward als Heilkunst, weil sie — je länger