Nachruf an Professor Dr. Heider, gestorben zu Wien am 29. Juli 1866 / [Joseph von Schneller].

Schneller, Joseph von, 1814-1885.

Date:: [1866]

Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Nachruf an Professor Dr. Heider, gestorben zu Wien am 29. Juli 1866 / [Joseph von Schneller]. Source: Wellcome Collection.

5/8 (page 5)

aufzuweisen hatte. Hei seiner grossen Dexterität und Vorliebe für Mechanik gewannen auch seine zahntechnischen Arbeiten viele Vor¬ züge. Ein Feind des Aetherisirens machte er die schwierigsten Ope¬ rationen mit der grössten Sicherheit und Schnelligkeit ohne Nar- cose, und es war keine Einbildung seiner Patienten, wenn sie be¬ haupteten, bei Operationen von Heider’s Hand hätten sie viel we¬ niger Schmerz empfunden, als bei Anderen. Seine grosse Vorsicht und Umsicht, so wie die sorgfältigste Auswahl unter den besten Instrumenten, nicht minder das unbedingte Vertrauen von Seite sei¬ ner Patienten wirkten in der That schmerzlindernd. Heider genoss aber auch unbeschränktes Vertrauen in allen Schichten der Gesellschaft, da er seine Kranken mit seltener Hu¬ manität und edler Uneigennützigkeit behandelte. Er konnte sich des Vertrauens von Mitgliedern des allerh. Hofes rühmen und in der Re- convalescenz nach seiner schwersten Lungenentzündung im Jahre 1864, von der er sieh nie ganz erholte, beehrte ihn Ihre Majestät die Kaiserin selbst in seiner Wohnung mit einem Besuche, um sich bei ihm Raths zu erholen. Bei seiner enormen Thäti^keit als praktischer Zahnarzt und wie erwähnt bei seiner schwächlichen Constitution war es zu wun¬ dern, dass Heider noch so viele Zeit und Kraft erübrigte, sich wis¬ senschaftlichen Arbeiten zu widmen. Heider wurde Docent der Zahnheilkunde und mehrere Jahre darauf ausserordentlicher Profes¬ sor dieses Faches an der Wiener Universität. Leider musste ersieh unter den bestehenden Verhältnissen mit theoretischen Vorträ¬ gen begnügen, die, wenn sie auch in anziehender Weise mit prak¬ tischen Demonstrationen verbunden waren, ihm keine Befriedigung gewähren konnten. Sein Streben in Wort und Schrift (s. dessen ver¬ dienstvolle Arbeit über Reform des zahnärztlichen Studiums) ging vielmehr dahin, die Zahnheilkunde den Händen roher Empiriker zu entreissen und die Errichtung eines mit allen Hilfsmitteln der vor¬ geschrittenen Wissenschaft und Kunst, so wie mit einem Ambulato¬ rium ausgestatteten zahnärztlichen Institutes zu Stande zu brin¬ gen, um wahrhaft tüchtige Zahnärzte theoretisch und praktisch her¬ anzubilden. Dieser sein sehnlichster Wunsch blieb leider unerfüllt In diesem Fache, wie bei so manchen viel wichtigeren opera¬ tiven Zweigen wird nämlich noch in wenig gewissenhafter Weise das Recht zur praktischen Ausübung Individuen verliehen, welche trotz des riesigen, zum Unterrichte jedoch wenig benütz-