Über Hamartome (geschwülstartige Fehlbildungen) der Niere und Leber : ein Beitrag zur Geschwülstlehre ... / vorgelegt von Fritz Genewein.

  • Genewein, Fritz.
Date:
1905
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Credit: Über Hamartome (geschwülstartige Fehlbildungen) der Niere und Leber : ein Beitrag zur Geschwülstlehre ... / vorgelegt von Fritz Genewein. Source: Wellcome Collection.

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    der Funktionen und des Aufbaues vom normalen Körper erblickt. Diese Definition ist, was die Morphologie im allgemeinen betrifft, wohl zutreffend für die bösartigen Tumoren. Das rasche Wachstum, das Vordringen in die ungleichnamigen Gewebsarten, das Auftreten von Geschwulstmetastasen in ganz entfernten und fremden Organen — die drei Hauptcharakteristika der Malignität einer Geschwulst — bedingen die Entstehung von Bildern, die im Rahmen des umgebenden gesunden Gewebes völlig fremdartig anmuten. Was dagegen die Funktionen der Tumoren betrifft, so scheint nach den in einem Vortrag von Eugen Albreciit!) zusammengestellten Fällen die obige Definition nicht mehr durchwegs stichhaltig. Heller, Jungmann und Schmidt haben je einen Fall beschrieben, in welchem die Metastasen von Leberzell¬ karzinomen in der Lunge Galle sezernierten, Lindner2) einen solchen, wo eine in der Blase sitzende Metastase eines Endothelioms der Dura mater geradezu ein rudimentäres hämatopoetisches Organ dar¬ stellte, und endlich ist von Hans Älbrecht3) ein Beispiel dafür ange¬ führt worden, daß bei Tumoren unter gewissen Umständen sogar eine Steigerung der physiologischen Funktionen vorhanden sein kann. Eben¬ sowenig wie nach dem Gesagten die funktionelle Verschiedenheit als Charakteristikum einer bösartigen — und erst recht einer gutartigen — Geschwulst angesehen werden kann, ist zur Kennzeichnung mancher benignen Geschwulst das Abweichen vom normalen Aufbau der Gewebe zutreffend. Ich erinnere nur an das Lipom, das, obwohl eine echte Geschwulst, sich seinem Bau nach in nichts vom normalen Fettgewebe unterscheidet. Herr Prosektor Älbrecht hat mich darauf hingewiesen, daß in vielen Geschwülsten — oder mit Vor Wegnahme der späteren Er¬ örterungen besser gesagt geschwulstähnlichen Bildungen — eine sehr hochgradige Annäherung an den physiologischen Bau des Organs, das ihren Mutterboden bildet, nachweisbar ist und manche Geschwülste demnach nichts weiter, als eine, oft auch nur ganz leicht verzerrte Karikatur des Normalen darstellen, und er hat mich dazu angeregt, scheinen und trotz ihrer organischen Verbindung mit dein Mutterboden ein selb¬ ständiges, scheinbar eigenen Gesetzen unterworfenes Leben führen, das dem Ge¬ samtorganismus nicht oder nur ganz ausnahmsweise zugute kommt. ß Eugen Älbrecht, Über physiologische Funktionen von Tumoren. Sitzungs¬ bericht der Münchener Morphologischen Gesellschaft vom 5. November 1901. 2) Lindner, Prager Zeitschrift für Heilkunde. Pathologisch-anatomische Ab¬ teilung. 1902, Heft IV. 3) Hans Älbrecht, Das Kavernom der Milz. Prager Zeitschrift für Heilkunde, Pathologisch-anatomische Abteilung. 1902, Heft IV.