Erfahrungen über die Basedow'sche Krankheit / von H. Pässler.

  • Pässler, H.
Date:
[1894?]
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Credit: Erfahrungen über die Basedow'sche Krankheit / von H. Pässler. Source: Wellcome Collection.

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    Wir konnten eine 46jährige Frau beobachten, die die Entstehung von Struma, Exophthalmus und nervösen Beschwerden auf die Schul- zeit zurückdatirt. Während diese Patientin früher unter allgemeiner Reizbarkeit, Herzklopfen, Schwindel, Kopfschmerzen, Hitzegefühl, Muskelschwäche so zu leiden hatte, dass sie angeblich absolut arbeits- unfähig war, kann sie jetzt, nachdem in jeder ihrer 5 Schwanger- schaften eine jedesmalige Besserung des Zustandes eingetreten, selb- ständig ihren Haushalt besorgen. Von den in unseren Fällen beobachteten Zeichen der Krankheit besprechen wir zunächst die sogenannten Cardinalsymptome. Die- selben waren nur bei einem Bruchtheil der Patienten vollständig vor- handen. Eine Beschleunigung der Herzaction wurde mit Ausnahme eines Falles bei allen Kranken objectiv festgestellt. Bei dieser einen Aus- nahme haben wir genügenden Anhalt, um ein anfallsweises Auftreten stärkerer Pulsbeschleunigung, die nur zufällig von uns nie beobachtet wurde, mit Sicherheit annehmen zu dürfen. Die meisten Pulszahlen bewegten sich zwischen 100 und 130, einzelne gingen darüber hinaus, bis 200 in der Minute. Im Ganzen fanden wir: 7 mal Zahlen zwi- schen 88 und 99 (15 Proc. der Fälle), 41 mal (85 Proc.) 100 und darüber. Unter den letzteren finden sich 15 Fälle, an denen gelegentlich auch Pulse unter 100 (in einem Falle 72!) gezählt wurden. 3 Fälle konnten bei dieser zahlenmässigen Zusammenstellung nicht verwerthet wer- den, wir hatten nur „starke Pulsbeschleuniguug“ notirt. Selbstver- ständlich ist bei diesen Beobachtungen jede körperliche und psychische Erregung aufs Sorgfältigste ausgeschlossen. Das subjective Gefühl des Herzklopfens hatten 43 Kranke (84 Proc.), 7 weitere gaben wenigstens andere, auch sonst häufiger beobachtete Symptome eines krankhaft erregten Gefässsystems an (Carotidenklopfen, Arterienklopfen im Kopf, lästiges Hitzegefühl, Stechen in der Herzgegend und ausserdem einmal beiderseitiges rhyth- misches Ohrensausen, das durch Druck auf die Artt. auricular. post, unterdrückt werden konnte). Ein einziger Patient, zugleich Epilep- tiker mit stärker herabgesetzter Intelligenz, sehr indolent, gab keine subjectiven Beschwerden von Seiten seines Circulationsapparates an, obwohl er mit einem schweren Herzfehler behaftet war. Bei 10 Patienten (20 Proc.) haben wir keine Struma gesehen; in 5 Fällen war eine grosse Schilddrüse zu fühlen, man konnte un- entschieden sein, ob sie als Struma zu bezeichnen war; 36mal (in 70 Proc.) war ausgesprochener Kropf vorhanden. Einmal war eine an- fangs deutliche Struma einige Monate später spurlos verschwunden.