Augenerkrankungen während der Gravidität und im Puerperium : inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doctorwürde in der Medicin, Chirurgie und Geburtshulfe unter dem Praesidium / von Albrecht Nagel.

  • Nagel, Albrecht, 1833-1895.
Date:
1882
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Credit: Augenerkrankungen während der Gravidität und im Puerperium : inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doctorwürde in der Medicin, Chirurgie und Geburtshulfe unter dem Praesidium / von Albrecht Nagel. Source: Wellcome Collection.

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    Gravidität kann auf doppeltem Wege zu Augenerkrankungen führen: 1) unmittelbar durch die tiefgreifenden Veränderungen im gesammten Organismus, welche sie normaler Weise im Ge- folge hat; es sei hier nur an die veränderte Zusammensetzung des Blutes erinnert, welche die Ursache von Ernährungsstörungen wie in andern Organen so auch im Auge werden kann. 2) Ferner sind Gravidität und Puerperium oft die Ursache schwerer Allgemeinerkrankungen, und indem diese Augenaffec- tionen im Gefolge haben, die indirekte Veranlassung der letztern. Die zweite Gruppe, zu welcher die grössere Anzahl von Fällen gehört, möge zuerst besprochen werden. Eines der häufigsten Mittelglieder zwischen Gravidität und Sehstörungen ist die Albuminurie. Grössere oder kleinere Mengen von Eiweiss im Urin schwangerer Frauen sind ein so regelmässiger Befund, dass man nicht daran zweifeln kann, die Albuminurie sei durch die Schwangerschaft veranlasst. Ueber den Zusammenhang beider sind die Ansichten verschieden; nach der einen Theorie, welche Rosenstein zum Hauptvertreter hat, ist Stauung die gewöhnliche Ursache der Nierenaffection bei Schwangerschaft; Bartels nimmt eine acute parenchy- matöse Nephritis an. Eine weitere Theorie, welche etwa in der Mitte zwischen diesen beiden steht, ist von Leyden auf- gestellt ; nach ihm handelt es sich weder um Entzündung noch Stauung, sondern um eine durch mechanische Circulationsstö- T rung bedingte Beeinträchtigung der Function und Structur der „ Niere; durch die Circulationsstörung kommt es zu Verfettung , des Epithels; bei der Section findet sich nicht cyanotische In- duration, sondern Verfettung mit Anämie der geschwollenen Rinde. Auf die Gründe, welche für und gegen die einzelnen T Theorien sprechen, näher einzugehen, ist hier nicht der Ort, , und ich verweise auf die diesbezüglichen Abhandlungen. Die Albuminurie während der Gravidität kann auf doppelte j, Weise zu Amblyopie und Amaurose führen, nemlich durch Retinitis und Urämie. Bezüglich der Frage nach dem Zusammenhang zwischen Refinitis und Schwangerschaftsalbu- ^ minurie ist zunächst im Auge zu behalten, dass letztere oft von nur sehr kurzer Dauer ist und in wenigen Tagen vollständig