Ueber Besserhören im Lärm und die Bedeutung dieses Phänomens für die Pathologie und Therapie der chronischen progressiven Schwerhörigkeit im Lichte der Neuron-Lehre / von Max Breitung.

  • Breitung, Max.
Date:
1899
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Credit: Ueber Besserhören im Lärm und die Bedeutung dieses Phänomens für die Pathologie und Therapie der chronischen progressiven Schwerhörigkeit im Lichte der Neuron-Lehre / von Max Breitung. Source: Wellcome Collection.

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    Herr Katz hatte auf der 7. Versammlung der Deutschen oto- logischen Gesellschaft in Würzburg ein Präparat ausgestellt, welches das lebhafteste Interesse erregte, insofern es die Vorstellungen illu¬ strierte, welche wir uns über die Verhältnisse der N er Yenelemente ge¬ bildet haben. Es handelte sich um die Gegend der inneren Hörzellen (Flächen¬ schnitt der Schnecke). Man sah in überraschend klarerWeise in Reihe und Glied stehend 4 spindelförmige, zum Teil mit erkennbarem Kernver¬ sehene, braunschwarze (nach Golgi mit Chromsäuresilber gefärbte) Zellen, welche nach unten resp. central verlaufende Fortsätze zeigten, die ihre Richtung nach dem Canal, spiral, ganglionaris nahmen, ohne hier mit einer Ganglienzelle nachweisbar in Verbindung zu treten. Ungefähr in der Höhe des Zellkörpers sah man daneben bei anderer Einstellung des Mikroskopes dunkel gefärbte, spiral verlaufende Nerven - ziige, die ein Geflecht bildeten. Das Bild in Bezug auf die spindel¬ förmigen Zellen erinnerte in frappanter Weise an die in der Regio ol- factoria durch die GoLGi’sche Methode dunkel gefärbten Riechzellen mit ihren centripetalen Nervenfasern. Dieses Präparat lehnte sich an ein ebenfalls von Katz in Jena 1895 demonstriertes Präparat an, aus welchem hervorging, daß der Nerv, vestibuli in der Macula und Crista acustica endigt mit freier Veräste¬ lung, daß hier einfacher Kontakt zwischen Endbäumchen des Nerven und den Hör zellen besteht und daß das histo- genetische und trophische Centrum in den Ganglienzellen des Ganglion spirale liegt, daß von hier aus während der Entwickelung teils zum Gehirn, teils zu den Sinnesepithelzellen Achsencylinderfortsätze resp. Protoplasmafortsätze auswachsen. Diejenige Stärke der Erregung, welche ausreicht, ein Neuron in dem Grade zu erregen, daß es das Kontaktneuron miterregt, so daß das¬ selbe in merklicher Weise auf ein Erfolgsorgan (Empfindung, Reflex, Zuckung, Sekretion) wirkt, bezeichnen wir mit Goldscheider als „Neuronschwelle“, indem wir uns bewußt sind, dieser Bezeichnung lediglich eine Bedeutung für die Funktion beizumessen. Die Neuronschwelle ist nicht identisch mit der Reizschwelle im Sinne Rechnern , sie kommt nur in „Betracht für die Erregbarkeit durch Reiz vom Kontaktneuron aus. Nicht alle Erregungen sind groß genug, um das Kontaktneuron mitzuerregen, wie nicht alle Schwin¬ gungen einer Seite stark genug sind, um eine andere Saite zum Mit¬ schwingen zu veranlassen. Sehr geringe Erregungen'laufen im Neuron ab, bewirken aber mole¬ kulare Veränderungen derart, daß jede folgende Erregung wirksamer wird, so daß also von einer Summation der Effekte gesprochen werden kann. Die Lehre von der Neuronschwelle hat zur Voraussetzung, daß wir eine diskontinuierliche Anordnung der Neurone annehmen. Der Reiz verbreitet sich nicht fließend, sondern hüpfend.