Zur Casuistik der Gaumenschüsse / von A. Koehler.

  • Koehler, A.
Date:
[1886?]
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Credit: Zur Casuistik der Gaumenschüsse / von A. Koehler. Source: Wellcome Collection.

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    Knochensplitterung und Blutung eine Art Heilung eintritt. Aus den localen Symptomen, wie aus den Veränderungen im Allgemeinver- halten des Patienten, d. h. aus zurtickbleibenden Reizungs- oder Läh- mungserscheinungen, eventuell Störungen in der psychischen Sphäre, Intelligenz, Gedächtniss, construiren wir uns, umgekehrt wie in den zuerst erwähnten Fällen, die Stelle, die Ausdehnung, die Intensität der Verletzung. Es ist meist nur eine Art Heilung; denn auch in diesen Fällen gibt uns der oft erst nach Jahren, vielleicht nach einem ganz unbedeutenden Unfall, vielleicht ganz unerwartet eintretende Tod Gelegenheit, unsere Diagnose zu controliren. Hierin liegt ein freilich nicht zu vermeidender Fehler der betreffenden Casuistik und Statistik: die Zeit, welche genügt, um über ein definitives Resultat be- richten zu können, ist nicht zu bestimmen; die gesetzten sensiblen und motorischen Störungen können bleibend sein oder nicht; bei einem als geheilt entlassenen Patienten können nach langer Zeit noch Erschei- nungen auftreten, welche auf die Verletzung zu beziehen sind — auch Pare’s 100 Tage genügen nicht.1) Bei anderen Wunden haben wir viel eher etwas Definitives — die Narbe mit ihren Eigenschaften und eventuellen Beschwerden; aber bei Schädelschüssen ist es oft, ähn- lich wie bei den lange schlummernden und nach vielleicht geringem Trauma zu weitgehenden Zerstörungen führenden osteomyelitischen Processen, wie ein Glimmen unter der Asche — es kann leicht zur vernichtenden Flamme werden. Bestimmte Kategorien von Schädelschussverletzungen lassen sich wohl aufstellen, aber es wird dabei z. B. eine Basisfractur ohne Be- theiligung der Convexität und umgekehrt nicht sehr häufig Vorkom- men, sei es durch directe Fortsetzung der Fissuren und Fracturen2) oder durch Contrecoup, oder die Symptome werden complicirt durch Ortsveränderung des bei den Verletzungen entstandenen Blutergusses. Auch die Art des Geschosses, die Kraft und Richtung der zerstören- den Wirkung braucht bei diesen Verletzungen nur wenig, kaum merk- lich verschieden in einzelnen Fällen zu sein, um zu ganz bedeutenden Unterschieden in Symptomen und Verlauf zu führen. Wenn wir ausser- dem bedenken, dass zuweilen anscheinend ganz verschiedene Kopf- verletzungen zu derselben Reihe von Symptomen geführt haben, so werden wir bei der gewöhnlichen Eintheilung 3) in Verletzungen des Schädeldaches, der Schädelbasis, des Gesichtes und hier wieder des 1) Bardeleben, Lehrbuch der Chirurgie und Operationslehre. 8. Ausgabe. Bd. III. S. 95. 2) Löffler 1. c. S. 108. 3) Beck, Chirurgie der Schussverletzungen. S. 425.