Ueber die Heilwirkungen des constanten galvanischen Stromes bei Contracturen, Lähmungen und Atrophien der Muskeln / von R. Remak.

  • Remak, Robert, 1815-1865.
Date:
[1856]
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Credit: Ueber die Heilwirkungen des constanten galvanischen Stromes bei Contracturen, Lähmungen und Atrophien der Muskeln / von R. Remak. Source: Wellcome Collection.

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    iNur über die 'Atrophien und die Rückenmarkslälimungen habe ich neue Bemerkungen vorzubringen. Es ist von mir durch eine lange Reihe von Beobachtungen ausser Zweifel gesetzt, dass der constanle Strom im Stande ist, einem atrophischen Muskel, zuweilen binnen einer einzigen Minute, sein normales Volumen wiederzugeben. Dieses Ergebniss kommt bei den verschiedensten Krankheiten vor, und ist, wie sich denken lässt, ein sehr wichtiges Moment bei der Heilung von Lähmungen. Unter den Rückenmarkslähmungen bieten die apoplektischen im Allgemeinen mehr Schwierigkeiten, als diejenigen, welche man mit dem Namen der Tabes dorsalis zu bezeichnen pflegt. Von den 14 Kranken dieser Art, die ich behandle, hat bisher noch keiner meinen Angriflen widerstanden. Bei Einigen schreitet die Besserung mit überraschender Schnelligkeit vorwärts, und selbst Solche, welche seit 10 Jahren leiden, sind nicht ohne Gewinn geblieben. Besserung oder Beseitigung von Blasen- und Mastdarmlähmung ist fünfmal gelungen, einmal bis- her misslungen. In einem Falle verschwand Doppelsehen und andert- halbjährige Conjunctivitis des amblyopischen Auges in den ersten Tagen der Behandlung! Von den Krämpfen will ich nur hervorheben, dass es mir bei örtlichem und allgemeinem Veitstanz gelungen ist, denselben (in einem Falle sogar binnen fünf und dreissig Sekunden) zur Ruhe zu bringen. Ueber die vollständige Heilung lässt sich noch kein bestimmtes Urtheii fällen. Aehnlich verhält es sich mit der Paralysis agitans. In der Mehrzahl der Fälle waren die Erfolge bisher nur vorübergehend, nur in einem einzigen sind sie fortschreitend. Doch muss ich bekennen, dass es mir bisher an der nölhigen Zeit fehlt, um Kranken dieser Art andauernde Hülfe zu bieten. Bei dem feineren Zittern der Glieder ist der Erfolg ebenfalls sehr schwankend und noch durch keine sichere Methode begründet. Ich bin im Begriff, nach den ungewohnten Anstrengungen der letzten Monate eine kleine Erholungsreise anzutreten, und werde nach meiner Rückkehr nicht verfehlen, meinen Collegen die Ergebnisse mei- ner ferneren Beobachtungen mit Offenheit und Wahrheit mitzutheilen. So viel glaube ich aber schon jetzt sagen zu können, dass sämmtliclie so wunderbare Heilwirkungen, soweit sie namentlich die Muskeln be- treffen, nur durch methodische Einwirkung auf die Centrai- organe des Nervensystems erzielt werden. Berlin, den 28. August 1856. Druck von Georg Heimcr in Berlin.