Ueber Zungenkrebs ... / vorgelegt von Albert Sigel.

  • Sigel, Albert.
Date:
1864
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Ueber Zungenkrebs ... / vorgelegt von Albert Sigel. Source: Wellcome Collection.

    38/120 (page 38)
    und zwar wenn der Krebs die vordere Zungenpartie einnimmt, bald von hinten nach vorn, wenn er sich weiter nach hinten aus¬ breitet. Unter den verschiedenen Formen des Schnitts sind beson¬ ders zwei hervorzuheben: 1) Wenn eine Seitenhälfte der Zunge erkrankt ist, so sticht man das Bistouri an der hintern Grenze des Erkrankten ein und schneidet, indem man das Messer noch im gesunden Fleisch fort¬ führt, gerade nach vorwärts aus und fügt dem hintern Ende dieses Schnittes einen Querschnitt hinzu, so dass die Wunde die Form eines L hat (vgl. Tab. Nr. 186. 49). 2) Das Verfahren von Boyer, welches für diejenigen Krebse passt, welche die Spitze der Zunge einnehmen. Mit einer starken Scheere wird ein erster und sodann ein zweiter jenen unter einem spitzen Winkel treffender Schnitt geführt, so dass dieser Keil¬ schnitt alles Erkrankte in sich fasst. Sodann werden die Wund¬ ränder durch die blutige Naht vereinigt, indem man gewöhnlich drei Knopfnähte anlegt. Oft tritt dann wenigstens theilweise Ver¬ einigung per primam int. ein. Der wichtigste Vortheil dieser Naht aber ist, dass sie die Blutung sofort stillt. Ein ähnliches Verfahren hat Dieffenbach (v. Ammon’s Monats¬ schrift I. 459) beschrieben. Er sticht eine krumme Nadel mit einem Faden einige Linien von der einen Seitenwand der Zunge entfernt, hinter der erkrankten Partie von oben nach unten durch, zieht sie hervor und auf der andern Seite von unten nach oben zurück. So entsteht eine Schlinge, die an der untern Fläche der Zunge herabhängt. Diese Schlinge wird gehörig hervorgezogen und je eine Hälfte derselben nach der ihr entsprechenden Seite gezogen und mit dem zu jeder Seite auf dem Rücken befindlichen Fadenende zu einer Ansa vereinigt. So entstehen zwei neue Faden¬ schlingen, die vom Assistenten nach aussen gezogen werden müssen. Der Operateur entfernt nun mit einem winkelförmigen oder Aför- migen Schnitt den entarteten Theil, vom Rand gegen die Mitte zu schneidend. Die Ränder des dreieckigen Zungendefects werden durch Knopfnähte vereinigt, wobei die von Anfang vorgelegte Schlinge als erste Naht und als kräftiges Blutstillungsmittel dient. Das Geschwür zuerst durch einen seichten Schnitt durch die Schleimhaut zu umgrenzen und dann erst' mit einer starken Scheere zu entfernen ist durchaus unnöthig, wenn man nur sorgfältig darauf achtet, den Schnitt im gesunden Gewebe der Zunge zu führen.