Erfahrungen über Schusswunden im Jahr 1866 als Nachtrag zu den Maximen der Kriegsheilkunst / von Dr. L. Stromeyer.

  • Stromeyer, Georg Friedrich Louis, 1804-1876.
Date:
1867
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Credit: Erfahrungen über Schusswunden im Jahr 1866 als Nachtrag zu den Maximen der Kriegsheilkunst / von Dr. L. Stromeyer. Source: Wellcome Collection.

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    Wunde der Weichtheile heilte wohl zu, brach öfter wieder auf, ent- leerte von Neuem Eiter und Synovia, schliesslich erfolgte eine rapide Arthromenyngitis totalis mit Aufbruch unter der Fascia lata des Oberschenkels und die Amputation wurde unvermeidlich. Die Section des abgenommenen Gliedes zeigte dann wohl an einem der Condylen einen kleinen Eindruck von der Kugel, kaum gross genug, um die Spitze des Zeigefingers aufzunehmen, und doch war die Natur nicht im Stande gewesen, die kleine in die Gelenkhöhle sehende Knochenverletzung zur Heilung zu bringen. Es kommt endlich zu einer Bildung von Zersetzungsproducten, durch deren Einfluss das ganze Gelenk plötzlich in Eiterung geräth. Wie lange man durch Ruhe und Eis ein schwer verletztes Kniegelenk hinhalten kann, bewies folgender Fall. Ein Cavallerist war mit der Diagnose Prellschuss an der inneren Seite des rech- ten Kniegelenks aufgenommen. Als ich wegen dieses Falles am 36. Tage zuerst consultirt wurde, empfahl ich die Amputation, weil der innere Condylus stark angeschwollen war und Synovia, wenn auch in geringer Menge, ausfloss. Ich schloss auf eine ernsthafte intracapsuläre Verletzung des inneren Condylus. Die Amputation wurde verworfen. Es stellte sich 14 Tage später heraus, dass sie unvermeidlich sei und es zeigte sich, nach Abnahme des Gliedes, dass die Kugel lj2 Zoll tief, im inneren Condylus steckte. Dessen ungeachtet war das Befinden des Mannes erträglich gewesen und die Wunde war dem Anscheine nach mehrmals zugeheilt gewesen, auch waren die Anfänge einer knöchernen Anchylose bereits vor- handen, welche aber, wie man auch in der Civilpraxis sehen kann, die Gefahren des Zustandes nicht immer beseitigen. Ich will dabei nicht leugnen, dass es Fälle giebt, in denen eine durch eine Kugel gemachte Oefinung im Kniegelenke wieder zuheilt, aber sie müssen sehr selten sein, ich habe keinen gesehen und hoffe auch nicht allzu sehr darauf, denn eine Kugel, welche das Kapselband öffnet, wird in der Regel eines der Gelenkenden contundiren. Ich bin deshalb auch der Ansicht, dass man bei penetrirenden Knieschüssen der conservativen Behandlung im Allgemeinen kein Zutrauen schen- ken dürfe. Wird dies zugegeben, so sind wir angewiesen: 1) auf primäre Amputation des Femur im unteren Drittheil. Dies ist der Weg, den wir in Kirchheilingen eingeschlagen haben; 2) auf die primäre Kniegelenksresection, welche in Nord- amerika von beiden kriegführenden Parteien verworfen wird; 3) auf secundäre Amputation, wenn die Diagnose zweifelhaft war oder der richtige Zeitpunkt für die primäre versäumt wurde- <5