Klinische Vorträge über die Cholera / von Josef Dietl.

  • Dietl, Josef, 1804-1878.
Date:
1855
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Credit: Klinische Vorträge über die Cholera / von Josef Dietl. Source: Wellcome Collection.

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    terung und unter verschiedenen Elevationsverhältnissen geherrscht und sich weiter verbreitet. Gewiss ist jedoch, dass strenge Kälte ihre Weiterverbreitung wenn auch nicht gänzlich aufhält, so doch zu massigen pflegt, und dass sie hohe Gebirge nicht leicht übersteigt. 1) Die Dauer einer Choleraepidemie ist sehr verschieden, in grossen bevölkerten Städten im Durchschnitte von 3—4 Monaten. Hiebei wird ein Stadium der Zu-und Abnahme, jedoch mit unver- kennbaren periodischen Exacerbationen und Remissionen der Epi- demie sowohl im ersten als letzten Zeiträume derselben bemerk- bar.—Gewöhnlich sind die ersten Cholerafälle einer Epidemie die fulminantesten, obwohl auch gegen das Ende der Epidemie fast immer sehr heftige und todtliche Fälle sich ereignen. Pathologische Anatomie und Chemie. Die Erscheinungen an der Leiche sind verschieden, je nach- dem die Cholerakranken im Stadium der Ausleerungen oder in jenem der Reaction verstorben sind. Wir unterscheiden demnach Lei- chenerscheinungen der im Stadium der Ausleerungen, und Leichen- ercheinungen der im Stadium der Reaction Verstorbenen. Leichenerscheinongen an im Stadiora der Ausleerungen Verstorbenen. Die Leiche bleibt durch längere Zeit warm und gelenkig. Nicht selten werden an Choleraleichen gleich nach dem Tode oder selbst 2—3 Stunden darnach Bewegungen wahrgenommen, welche willkührlichen Bewegungen oft gleich sehen; der Oberschenkel wird angezogen, das Knie gebeugt, der Arm emporgehoben u.s.w. — Ich beobachtete an der Leiche eines robusten binnen weniger Stunden an der Cholera verstorbenen Holzhackers in Wien unmit- telbar nach dem Tode sehr starke Bewegungen beider Arme gegen die Brust, gleich denen, welche erkaltete Menschen zu thun pflegen, um sich zu erwärmen. In der ersten Epidemie in Wien sind diese Leichenbewegungen sehr oft, in den späteren Epidemien sehr sel- ten vorgekommen. Unstreitig haben sie nebst der sich länger er- haltenden Leichenwärme zu den vielfältigen Gerüchten vom Schein- tode und dem Lebendigbegraben der Cholerakranken wesentlich beigetragen.