Handbuch der Augenheilkunde / von C. Schweigger.

Schweigger, C., 1830-1905.

Date:: 1893

Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Handbuch der Augenheilkunde / von C. Schweigger. Source: Wellcome Collection.

489/532 (page 475)

der Excavation sicli über dem Grunde verschiebt. Macht man die Bewegungen des Convexglases rechtwinklig zum Verlauf eines be- stimmten Netzhautgefässes, so sieht man deutlich, dass der in der Ebene der Retina liegende Theil des Gefässes eine stärkere Verschie- bung zeigt, als die im Grunde der Excavation gelegene Fortsetzung. Je ausgiebiger die parallactische Verschiebung ausfällt, um so tiefer ist die Excavation. Der Rand der Excavation zeigt sich manchmal von einem schmalen hellen Ring umgeben (sog. halo glaueomatosus), welcher, wie ich mich durch anatomische Untersuchung überzeugt habe, seinen Grund in einer Atrophie des das innere Sehnervenende umgebenden Choroidalringes hat1); ich fand die Choroidea an dieser Stelle in ein sehr dünnes, vollkommen durchsichtiges Häutchen verwandelt, ganz wie bei hochgradiger Atrophie durch Verlängerung der Sehaxe, nur mit dem Unterschiede, dass bei Myopie die vollständig atrophirte Stelle sich an ein ebenfalls, aber nur in geringerem Grade atrophirtes Bereich der Choroidea anschliesst, während der die Excavation um- gebende atrophirte Theil der Choroidea sich scharf gegen ein ganz normales Choroidalgewebe absetzte. Die Ursache dieser Atrophie liegt wahrscheinlich darin, dass manchmal vom Choroidalring aus ansehn- liche Faserzüge sich in die Laraina cribrosa einsenken, welche, wenn letztere nach hinten gedrängt wird, die Dehnung auf den Choroidal- ring übertragen, und dadurch Atrophie desselben einleiten können. Nur selten ist die Form des atrophirten Bereiches nicht ringförmig, sondern nach der Peripherie hin ausgezackt. Manchmal geschieht es auch, dass ein die Excavation umgebender atrophischer Choroidalring ganz in der Weise ectatisch erscheint, wie wir es bei Staphyloma posticum sehen, der excavirte Sehnerv zeigt sich dann von einer kleinen ringförmigen Sclerectasie umgeben. Eine besondere diagnostische Bedeutung kann ich dem »Halo glaueomatosus« nicht zuerkennen, denn man sieht ihn recht häufig auch ohne Glaucom. Die Frage, woran wir eine Sehnervenexcavation als Druckexcavation erkennen, hat man ex cathedra dahin beantwortet, dass jede den Seh- nervenrand erreichende Excavation ohne Weiteres als »typische Druck- excavation« bezeichnet wurde. Ueberall wo in der Augenheilkunde das Wort typisch vorkommt, ist ein berechtigtes Misstrauen am Platze. Dieses Wort hat nur die Bedeutung einer festen Glaubenszuversicht, aber l) Vorlesungen über den Gebrauch d. Augenspiegels. Berlin 1864. S. 130 und 131.