Lehrbuch der Nervenkrankheiten : für Ärzte und Studierende / von H. Oppenheim.

Date:
1908
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Credit: Lehrbuch der Nervenkrankheiten : für Ärzte und Studierende / von H. Oppenheim. Source: Wellcome Collection.

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    1665/1696 (page 1615)
    Folgen stellen sich nach Applikation des Serums fast nie ein. Die Erfolge der prophylaktischen Impfung in Fällen, wo der Ausbruch des Tetanus zu erwarten ist, sind bei frühzeitiger Anwendung des Antitoxins sehr günstig. Ferner: bei ausgebrochenem Tetanus erreicht man mit der intrazerebralen Injektion des Heilserums kaum mehr eine günstige Beeinflussung des Prozesses, andererseits ist das Verfahren lebensgefähr- lich; die Duralinfusion scheint zwar weniger gefährlich, vermag aber auch keine besseren Eesultate zu zeitigen etc. Über erfolgreiche Kuren berichtet Kentzler1). Seine Statistik bezieht sich auf 564 mit Serum behandelte Fälle, von denen 356 (63 °/o) genasen. Skeptisch in bezug auf den Wert der Serumbehandlung haben sich auch Jaksch und Stadelmann sowie Wilms, Möllers, C. Bruns, Stintzing, Schuckmann ausgesprochen. Auf die ungünstigen Eesultate der Bergmann sehen Klinik verweist Bockenheimer2). Die Antitoxinbe- handlung sei nach Ausbruch der Krankheit erfolglos. Die Unzuverlässig- keit dieser Therapie wurde auch in (der Pariser Chirurg. Gesellschaft (April 07) von den meisten Rednern betont. Leyden und Blumen- thal sind bei aller Reserve doch für Fortführung der Serumbehandlung, weil es wenigstens das sich noch in Zirkulation befindende Gift binde. Mißerfolge bei intrazerebraler Injektion erzielten Reynier, Delbet, G-ibb u. A. Von 52 auf diese Weise behandelten Individuen starben 33 = 63,46 °/o (Lambert). Mit Erfolg wurde die Duralinfusion von Neugebauer3) angewandt. — S. zu der Frage auch die Diskuss. auf dem Chirurgenkongreß 1906. Auch die Tierärzte sprechen sich noch mit großer Reserve über den Wert der Serumbehandlung aus. Jedenfalls geht soviel aus den vorliegenden Erfahrungen hervor, daß über die in ihren Wirkungen unsichere Serum-Therapie die anderen Heilfaktoren nicht vernachlässigt werden dürfen (Sahli, Rose, Heddaeus). Eine kombinierte Methode, bei der mit der Serum- Injektion auch das Baccellische Verfahren verbunden wird, empfiehlt Elsässer aus Kochers Klinik. Behring legt großes Gewicht darauf, daß das Tetanusserum möglichst an dem Infektionsherde resp. in seiner nächsten Umgebung appliziert wird, und daß die Antitoxinbehandlung spätestens 30 Stunden nach dem Auftreten der ersten Symptome einsetzt, da der Antitoxinbedarf mit jeder Stunde rapid wachse. Für die lokale, intraneurale Einspritzung sind besonders Meyer -Ransom und E. Küster4) eingetreten. Die Konzentration bzw. der Gehalt des Serums an Antitoxineinheiten ist im Laufe der Jahre so oft geändert worden, daß wir auf genauere Angaben verzichten wollen. Behring verlangt, daß die auf einmal verabreichte Serumdosis nicht weniger als 100 Antitoxineinheiten betrage. In prophylaktischer Beziehung kann durch sorgsame, den Regeln der Antisepsis entsprechende Wundbehandlung der Tetanus gewiß oft genug ferngehalten werden. Freilich ist eine Reihe von Fällen bekannt geworden, in denen er trotz Anwendung dieser Vorsichtsmaßregeln zur Entwicklung kam. Auf die Präventivbehandlung mit Antitoxinserum ') B. k. W. 06. 2) B. k. W. 07. 3) W. kl. W. 05. 4) Verhandl. d. Deutsch. Ges. f. Chir. 05 und Therap. d. Geg. 07.