Vorläufige Mittheilungen über die Unterschiede der Grosshirnwindungen nach dem Geschlecht beim Foetus und Neugeborenen mit Berücksichtigung der angeborenen Brachycephalie und Dolichocephalie / von Professor Dr. Rüdinger.

  • Rüdinger, N. (Nikolaus), 1832-1896.
Date:
1877
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Credit: Vorläufige Mittheilungen über die Unterschiede der Grosshirnwindungen nach dem Geschlecht beim Foetus und Neugeborenen mit Berücksichtigung der angeborenen Brachycephalie und Dolichocephalie / von Professor Dr. Rüdinger. Source: Wellcome Collection.

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    nur 3 Cm. beträgt. Aehnlich verhält es sich mit der inneren senkrechten Spalte^ welche diesen Namen an dem Kurzhirn im wahren Sinne des Wortes verdient; an dem Langhirn dagegen ist dieselbe schief nach hinten und oben gerichtet Der Beweis für die Thatsache, dass die Brachycephalie und die Dolichoce- phalie bis zu einem gewissen Grade angeboren sind, kann meiner Meinung nach viel leichter geführt werden an jenen Schädeln von Neugebornen, welche diese typischen Formen ausgesprochen an sich tragen und ich habe daher einige Messungsresultate von denselben in nachfolgender Tabelle aufgenommen. Sie wurden gewonnen an den von Prof. v. Hecker gesammelten Langschädeln, von welchen ich sechs genauer prüfen und mit einer ebenso grossen Zahl von Kurz- köpfen vergleichen konnte. Die schönen Langschädel von neugebornen Kindern, welche Herr v. Hecker als Zierde der hiesigen geburtshilflichen Sammlung aufbewahrt, wurden in jüngster Zeit eingehend besprochen und haben eine lebhafte Diskussion, welche sich wahrscheinlich bald ihrem Ende nähern dürfte, unter den Geburtskundigen wachgerufen. Diese Langschädel wurden aus Gründen besprochen, auf welche ich hier nicht näher eingehen kann. Nur ein wesentlicher Punkt muss hier Erörterung finden. Derselbe betrifft die Configuration der einzelnen Schädelknochen. Können nämlich die anatomischen Eigen- thümlichkeiten beim Vorhandensein der Lang- oder Kurzköpfigkeit des Neugeborenen an den einzelnen Knochen nachgewiesen werden , so bedürfen, meiner Meinung nach, alle jene Einwendungen, welche man gegen die Praeexistenz derselben vor der Geburt geltend gemacht hat, keiner weiteren Widerlegung.' Wäre ein Langkopf nach der Geburt nur das Resultat .mechanischer Ein- wirkungen von Seite des Geburtskanales , so könnten nach dem Tode nur indi- viduelle kleine Verschiedenheiten an den Knochenformen aufgefunden werden und man hätte volle Berechtigung, die brachycephale und dolichocephale Kopfform nur von dem Grad der Verschiebung der einzelnen Knochen als abhängig anzusehen. Allein Prof. v. Hecker hat schon eingehend gezeigt, dass der Langkopf der Neugeborenen in allen Dimensionen grösser ist, als der Kurzkopf und dass bei ersterem der sagittale Durchmesser des Hirnschädels zum queren ein ganz anderes Verhältniss darbietet, als bei letzterem. Auch die besondere Form des Angulus mastoideus hat dieser Forscher schon durch Messungen festgestellt und wenn man die anatomischen Eigentümlichkeiten eines ausgesprochenen dolichocephalen Schädels eines Neugeborenen studirt, so muss man in der That erstaunt sein über die Hartnäckigkeit mancher Autoren in Festhaltung der An- nahme, dass derselbe nur durch mechanische Einwirkungen während der Geburt entstanden sei. Aber auch die schon vor mehreren Jahren ausgeführten Untersuchungen Welcker’s ergaben, dass der menschliche Schädel den höchsten Grad seiner relativen Schmalheit zur Zeit der Geburt besitzt; denn er fand den mittleren Breitenindex bei 7 Embryonen von 5—6 Monaten 79, bei 6 Foetus von 7—9 Monaten 76 und bei 14 Neugeborenen 75. Nach Welcker soll der unreife Foetus wie der heranwachsende Knabe mehr oder weniger brachy- cephal sein. Mag auch der Schädel während seines Wachsthums im Kindes- alter nicht unbedeutende Formveränderungen erfahren, so sind doch, wie wir sehen werden, für die ausgesprochene Brachycephalie und Dolichocephalie die verschiedenen Grundformen in den einzelnen Knochen schon vor der Geburt vorhanden.