Über Hamartome (geschwülstartige Fehlbildungen) der Niere und Leber : ein Beitrag zur Geschwülstlehre ... / vorgelegt von Fritz Genewein.

  • Genewein, Fritz.
Date:
1905
Catalogue details

Licence: In copyright

Credit: Über Hamartome (geschwülstartige Fehlbildungen) der Niere und Leber : ein Beitrag zur Geschwülstlehre ... / vorgelegt von Fritz Genewein. Source: Wellcome Collection.

    8/32 (page 6)
    Ähnlichkeit mit Narben ge webe dar. Während Vircliow hauptsächlich die Fibrome des Markes als unzweideutige Produkte einer Entzündung ausah, sprachen für Lubarsch die kleinen Fibrome in der Nierenrinde noch deutlicher zugunsten dieser Annahme, wTeil sie so gut wie immer Verwachsungen mit der Nierenkapsel aufweisen. Als sich die Lehre von den Geschwülsten weiter entwickelte und mehr vertiefte, bildete sich für viele Tumoren und insbesondere wieder für die Nierengeschwülste eine andere Anschauung aus. Zu ihr führte insbesondere die Beobachtung der Tatsache, daß der Uro¬ genitalapparat im ganzen, unter seinen Komponenten vornehmlich die Niere eine ausgesprochene Neigung für angeborene Neoplasmen zeigt. Remak1') und Vircliow haben als Ursache für Geschwulstbildungen eine angeborene Grundlage als wahrscheinlich erkannt. Dann kam Colmheim, der für alle Geschwülste eine kongenitale Grundlage an- nahm. Von ihm wurde die Theorie der überschüssigen und versprengten Keime aufgestellt, aus denen sich unter dem Einfluß von Gelegenheits¬ ursachen Geschwülste entwickeln könnten. Bibbert2) hat sich dieser Theorie nicht nur angeschlossen, sondern sie auch auf das post¬ embryonale Leben ausgedehnt. Nach seiger Meinung kann jede Lösung des organischen Zusammenhanges, jede Absprengung von Zellen aus geschlossenen organischen Verbänden, gleichviel ob sie im intra- oder im extrauterinen Leben vor sich geht, die Grundlage einer Geschwulst¬ bildung werden. Noch einen Schritt weiter führt uns Wilms, der zur Entstehung einer Geschwulst nicht eine Verlagerung für notwendig erachtet, sondern schon eine einfache Ausschaltung ohne Versprengung für hinreichend hält. Auch überschüssige Bildung bei der Entwick¬ lung könne die Ursache sein. Speziell für die Fibrome wies v. Reckling¬ hausen3) auf ihr häufiges kongenitales Auftreten hin, und Bruns hat zahlenmäßig das Überwiegen der angeborenen Bindegewebs- geschwülste über die später auftretenden dargetan. Seine Ergebnisse haben Ilerczel und Goldmann durch eigene Untersuchungen bestätigen können. Von zwei weiteren Forschern, Ambrosius und v. Kahlden, ist *) Max Borst, Die Lehre von den Geschwülsten. 1902, Bd. I, S. 86. 3) Bibbert, Lehrbuch der allgemeinen Pathologie und der allgemeinen patho¬ logischen Anatomie. S. 437. »Eine Erklärung der Geschwülste geht davon aus, daß die Zellen, aus denen die Neubildungen sich entwickeln, deshalb in Wucherung gerieten, weil sie zur Zeit, als sie die Geschwulst zu bilden begannen, bereits nicht mehr typisch in den Organismus eingefügt, nicht mehr mit der Umgebung in normalem Zusammenhang oder gar an andere Stellen, in andere Gewebe verlagert waren. Der dahin führende Vorgang kann in die Entwicklungszeit des Embryos, wie es Cohnheim zuerst eingehend vertreten hat, oder in das extrauterine Leben fallen.«