Über die Lebensweise der Zuckerkranken / von Wilhelm Ebstein.

Date:
1892
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Credit: Über die Lebensweise der Zuckerkranken / von Wilhelm Ebstein. Source: Wellcome Collection.

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    achte — jetzt öfter vorkommt als früher, oder ob die Aerzte der Gegenwart dieselbe nur besser erkennen gelernt haben ^). Die Lehre von dem Diabetes mellitus ist ein Kind der neueren Zeit. Während gewisse Stoffwechselkrankheiten, wie die Fettleibig- keit, die Gricht, einzelne Formen der Steinkrankheit, welche mit der Zuckerharnruhr insofern in zweifellosen Wechsel- beziehungen stehen, als diese Krankheiten nebeneinander oder auch alternirend mit einander bei demselben Individuum auf- treten, bereits im Alterthume mehr oder weniger, zum Theil so- gar auffallend genau, wenigstens in symptomatologischer Be- ziehung, erforscht waren, ist die Zuckerharnruhr auch in dieser Richtung erst in der neueren, zum Theil in der neuesten Zeit von den Aerzten zum Gegenstand eines genauen Studiums gemacht worden. Es ist diese Thatsache um so bemerkenswerth er, weil beim Diabetes, wie kaum bei einer anderen Krankheit, auch die Praxis aufs engste in ihren Fortschritten zu denen der experi- mentellen Physiologie und Pathologie, sowie der physiologischen und pathologischen Chemie in einem gewissen Abhängigkeits- verhältnisse steht. Nicht immer indessen war, was man eigent- lich glauben sollte, dies Wechselverhältnis von einem günstigen Einfluss auf die Lehre von der menschlichen Zuckerharnruhr, weil man oft genug, um hier nur einen Punkt hervorzuheben, durch die Uebertragung gewisser an und für sich werthvoller physiologischer und pathologischer, zumeist dui'ch das Thier- experiment ermittelter Thatsachen, von der Erforschung der ätio- logischen und klinischen Vei-hältnisse bei der Zuckerharnrahr des Menschen geradezu abgelenkt oder selbst auf unrichtige Fährten geleitet wurde. Ob die Zuckerkrankheit bereits im Alterthiun vorgekommen ist, wissen wir nicht. Dass dies nicht der Fall gewesen ist, lässt sich gewiss nicht daraus folgern, dass von ihr in den ältesten medicinischen Schriften nicht die Rede ist. Freilich geschieht weder bei H i p p o k r a t e s, noch in der späteren griechischen und ^) Le diab^ste sucrö, depuis qu'il est mieux connu et plus exactement diagnostique, prend rang au nombre des affections frequentes; c'est ce quo demontre l'observation des medecins fran^ais et ötrangers. (Leudet clinique m^dicale de l'hotel Di6u de Kouen. Paris 1874, p. 269.) 1*