Grundriss der Geschichte der Medicin und des heilenden Standes / von Joh. Hermann Baas.

  • Baas, Joh. Hermann (Johann Hermann), 1838-1909.
Date:
1876
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Credit: Grundriss der Geschichte der Medicin und des heilenden Standes / von Joh. Hermann Baas. Source: Wellcome Collection.

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    Gg. Friedrich Louis Stromeyer (geb. 1804) aus Hannover, nacheinander Professor der Chirurgie in Erlangeu (1838), in Mün- chen (1841), in Freiburg (1842), in Kiel (18-48), seit 1854 hannö- verischer Generalstabsarzt — nach 186G quiescirt —; nur geht dessen Darstellung in Etwas die markige, kernige Kraft, der Stempel eines immer thatkräftigen, eisernen und thatenlustigen Willens ab, wie er sich bei Dieffenbach zeigt, an deren Stelle Gemüth und eine gewisse Bonhommie, Biegsamkeit, ja zuweilen Weichheit mit Neigung zum Retlektiren neben einem Anfluge von Resignation und von Sichselbstbeschränken getreten sind. Dadurch entsteht der Eindruck, als wenn, wie die Feder, so auch das Mes- ser leichter, wie bei Dieffenbach, mit zitternder Hand geführt worden sein möge, worunter die operative Sicherheit und Gewandtheit unter Umständen Schaden nehme. Dagegen zeigt Stromeyer auf hervorragendere Weise innerärztliches Geschick, besonders als Spi- talhygieiniker: er ist ein ebenso guter innerer Therapeut, als Chi- rurg, was in dessen unter englischen Wundärzten erlangten Schluss- ausbildung begründet sein mag. Das Gefühl der engen Grenzen ärztlichen Vollbringens ist bei Stromeyer lebhafter, wie bei Dief- fenbach, durch den man als „erfindungsreichen Odysseus stets noch eine Aussicht auf neue Mittel und Wege zum Helfen empfängt, während Stromeyer mit Resignation jene hinnimmt: „Die Heil- kunst ist wohl danach angethan, Irrthümer aufzuklären, man kann sich über ihre Erfolge nicht täuschen. Für den, welcher bedäch- tig fortschreitet, ist die Gefahr, sich lange in Täuschungen zu wie- gen, nicht gross, weil sie andern verderblich werden. Man freut sich dessen, was wirklich nützt; wer sein Glück darin findet, wird nicht müde, neue Wahrheiten zu suchen, und nicht begierig, das fallen zu lassen, was sich als gut bewährt hat (s. Erinnerungen). Schliesslich ist Stromeyer vorzugsweise Kriegschirurg, während Dieffenbach Chirurg d«s Friedenshospitals und der täglichen Praxis war. Stromeyer ist der vorzüglichste_deutsche Feldchirurg, ja er hat die Kriegschirurgie in Deutschland, wenn auch nicht eigentlich ergt in's Leben gerufen, so doch sicher vom Auslande eman- eipirt. Sein Werk „Maximen der Kriegsheilkunst (1855) bildet in dieser Weise einen Wendepunkt in der Geschichte dieses Zweiges der Chirurgie. Die Chirurgen des vorigen Jahrhunderts und der Befreiungskriege folgten vorzugsweise der französischen Militär- chirurgie. Der Mangel tieferen Nationalbewusstseins, das eine na- tionale Kriegsheilkunst hätte schaffen können, ging den Deutschen