Grundriss der Geschichte der Medicin und des heilenden Standes / von Joh. Hermann Baas.

  • Baas, Joh. Hermann (Johann Hermann), 1838-1909.
Date:
1876
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Credit: Grundriss der Geschichte der Medicin und des heilenden Standes / von Joh. Hermann Baas. Source: Wellcome Collection.

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    zungen, Mäusedreck (!), Spiritus vom Menschenbild, Urin eines neugeborenen Kindes u, s. \v. u. s. w.l) Die P Ii a r m a c i e musste selbstverständlich aus der Einführung epochemachender Arzneimittel und noch mehr aus dem zugleich ver- allgemeinerten und wissenschaftlicher gewordenen Studium der Chemie gewinn ziehen. Eine Anzahl der abenteuerlichsten und mittelüber- reichsten Zusammensetzungen und Pflaster kam demzufolge wenigstens bei den besseren Aerzten zu Fall und einfachere Formen von Arz- neien, sofern man von solchen bei den immer noch sehr componirten Verordnungen reden kann, wurden dafür eingeführt. Zahlreich waren, dem allgemeinen Interesse an chemischer Aizneibereitung gemäss, die neuentstandenen oder neubearbeiteten Pharmakopoen, welche das 17. Jahrhundert brachte. Die Verfasser derselben waren meist Aerzte und Chemiker oder auch nur Apotheker. So erschienen (ausser vielen Städte-) Pharmakopoen von: Andr. Libavius Q606), Jean de Renou (1615), Minderer (1621, Militärpharmacie), Mynsicht (1631), Poterie (1622), erste Londoner (1618) und erste Pariser (1639); eine von Dan. Ludwig (1625—1680, Ludovicus, Ludovici) aus Weimar, herz. Leibarzt zu Gotha'-), dem „unsterblichen Reformator der Arzneimittellehre1', von dem Stahl sagte, „dass er ') Was im 17. Jahrh. schon alt war, trotzdem es später zum Theil wieder als neu ausgegeben worden ist und wie vorurtheilslose Köpfe es damals schon in Deutschland gab, mögen folgende Ansichten Ludwig's darlegen: „Universal- heilmittel giht es nicht, auch Specifica sind nicht immer zuverlässig; gegen Menstrualhämorrhagien ist Zimmt wirksam; ohne Noth dürfe man in den Woh- nungen solcher (Ruhr-) Kranken, zumal da, wo deren Ausleerungen sich fänden, nicht verweilen. Letztere seien an abgelegenen Orten unterzubringen, mit Kalk oder Asche zu bedecken; die gebrauchten Betten, das Weisszeug, die Kleidungs- stücke müssten sorgfältig gewascben werden. Bevor die Wohnungen, worin solche Kranke sich befanden, wieder bezogen wurden, dürfe man nicht unter- lassen, sie auszuräuchern und sorgfältig zu reinigen. — Nur der Arzt sei der leckte, welcher die Natur, die Heilerin der Krankheiten, dann, wenn sie zu schwach sich zeige, unterstütze, sie aber nicht mit täglich gehäuften Mitteln in ihren Bemühungen störe oder hindere; der Arzt soll nicht allein sicher, schnell und angenehm heilen, sondern auch mit wenigen und wohlfeilen Mitteln, welch' letzte humane Forderung auch heute noch allzusehr ausser Acht bleibt; denn häufig sind für die vorher Kranken grosse Apothekerrechnungen die Veran- lassung zu nachträglichen Entbehrungen des Nöthigsten, die der Arzt hätte ver- hüten können, zu Entbehrungen, die nicht selten am meisten die armen Kinder schädigen, denen man dann abspart, was der theure Apotheker gekostet hat. (s. Marx). 2) Er war auch der erste Gallisirer oder „Weinschmierer, insofern er zeigte, „dass ein schwacher Most durch Zusatz von Zucker vor der Gährung einen starken Wein liefere.