Ueber Schielen und Schieloperationen : eine kinische-psychologische Studie / von Ewald Judeich.

  • Judeich, Ewald.
Date:
1900
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Credit: Ueber Schielen und Schieloperationen : eine kinische-psychologische Studie / von Ewald Judeich. Source: Wellcome Collection.

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    herausgetreten sind, z. B. wenn ein Schielauge bei Verdecken des fixierenden Auges oder bei einer Seitenbewegung, die der Schieh'ichtung entgegengesetzt ist, seine Stellung wenig ver- ändert, wird diese Art der Operation gewiss ihre Dienste thun. Für die Operationsv^erfahren bei Strabismus divergens gelten dieselben Betrachtungen wie vorher und es würde nur ermüdend sein, wenn sie wiederholt würden. Erwähnt sei, dass er- fahrungsgemäss bei dem Strabismus divergens eine Tenotomie viel geringere Aussicht auf Erfolg haben wird als bei einem Strabismus convergens. Dies kann auch nicht anders sein, denn es wird hier die Tenotomie gemacht an dem längeren Muskel, und infolge der oben besprochenen physikalischen Gesetze wird sich der kürzere Internus — der ja hier die Correctur bestimmt - weniger zurückziehen können als sein Antagonist. Für das Rationellste halte ich auch hier das Schielen mit Hilfe nervöser und elastischer Kräfte za bekämpfen, d. h. beide Interni voi-- zulagern. Es wurde in dieser Arbeit der Vorlagerung das AVort ge- sprochen. Nun weiss ich wohl, dass man die Natur nicht so am Gängelbande hat, dass allein in dieser Operationsweise das Heil zu erblicken sei. Wir versuchten aber, indem wir uns auf das Experiment des grossen Physiologen stützten, dem die Augenheilkunde ja so viel zu verdanken hat, und indem wir rein dynamische Gesetze in Erwägung zogen, auch nach unsei-er Weise etwas tiefer in die Naturerscheinung des Strabismus ein- zudringen. Das vorgeschlagene Operations verfahren wird oft nicht genügen können,, dann, wenn der Strabismus, wie wir ja öfters erwähnten, seine physiologischen Grenzen überschritten hat und in Wahrheit eine pathologische Erscheinung geworden ist, also dann, wenn zwischen beiden Augen bedeutende Unter- schiede bei der Abduction und Adduction vorhanden sind. Dann sind alle die Operationsarten und ihre Abänderungen in Er- wägung zu ziehen, die uns die Meister der Augenheilkunde, ihnen voran der unsterbliche v. Graefe gelehrt haben. Sie haben nicht alle in dieser Arbeit einen besonderen Platz er- halten, da unsere Betrachtungen mehr von einem allgemeinen physiologischen Standpunkt ausgehen wollten. Bemerkt sei, dass sich zuletzt die Wirkung aller hier in Betracht kommenden Operationen auf das Spiel nervöser und elastischer Kräfte zurückführen lässt. Die Wecker'sche Capsel- vorlagerung z. B. wird hauptsächlich dadurch wirken, dass der Muskel dabei gefaltet wird (Knapp), kommt also einer Vor- lagerung sehr nahe. In den pathologisch gewordenen Fällen von Strabismus wird oft allein die klinische Erfahrung ent- scheiden über das zu wählende Operationsverfahren, hier und da auch eine Art von Intuition, die allein wieder aus der Er- fahrung resultiert. Und es ist gut, dass es so ist, denn könnten wir für alles ganz bestimmte Regeln aufstellen, so würde unser Arbeiten ein Arbeiten nach der Schablone sein, also die Arbeit