Volume 2

Lehrbuch der Nervenkrankheiten für Ärzte und Studierende / von prof. dr. H. Oppenheim.

  • Oppenheim, Hermann, 1858-1919.
Date:
1913
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Credit: Lehrbuch der Nervenkrankheiten für Ärzte und Studierende / von prof. dr. H. Oppenheim. Source: Wellcome Collection.

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    kehren, nicht zu bannen sind und sicli mit starken Unlustgefühlen ver- knüpfen. Andermalen sind es Fragen, die sich auf Gott, Welt, auf die Bestimmung der Menschheit etc. beziehen, Fragen, die gewiß jeden tiefer Denkenden beschäftigen und nur dadurch zum Krankheitssymptom werden, daß sie sich dem Geist stets aufs neue aufdrängen und nicht fortgescheucht werden können. Dieser Fragezwang*) wird besonders peinigend, wenn fast jede Vorstellung den Charakter der Frage annimmt, wenn sich an jeden Sinneseindruck, an jede Beschäftigung die Frage heftet: Was soll das? Warum tue ich das? Warum tue ich es so und nicht anders? Warum steht dieser Gegenstand an diesem Platze? etc. Hier handelt es sich also um Fragen, die au sich nicht berechtigt sind; der Kranke sieht auch das Ungehörige oder Lächerliche ein, aber er kann sich ihrer nicht erwehren. Es können sogar ganz absurde, zu dem normalen Ge- dankeninhalt des Individuums in keiner Beziehung stehende Vorstellungen sein, die zwangsartig auf treten; so wurde einer meiner Patienten von der Idee gepeinigt, er trage den Kopf seines verstorbenen Vaters unter dem Arme, seine Haut sei ein Mausefell etc. Es gibt andere Fälle, in denen sich der Betroffene mit dem Suchen nach gewissen Namen quälen muß. So behandelte ich eine Frau, die bei jedem Gegenstand sich ab- mühte, den Namen zu linden und nicht eher zur Ruhe kam, als bis sie ihn niedergeschrieben hatte. Sie hatte auf diese Weise ganze Säcke voll Papierfetzen mit Namen beschrieben. Bei anderen ist es eine Art von Orientierungs- und Analyse-Zwang. Sie müssen sich genau Rechen- schaft geben, was sie in einer bestimmten Zeit gedacht, getan, welche Gegenstände sie beim Durchschreiten eines Zimmers gesehen, in welcher Reihenfolge sie an ihnen vorübergegangen sind etc. etc. Sehr oft sind es von Haus aus peinliche, pedantische, skrupulöse Menschen, bei denen sich dieser Frage- und Orientierungszwang entwickelt. Sehr quälend ist das Auftreten gotteslästerlicher Gedanken im Gebet und anderer sakrilegischer Vorstellungen und Impulse. Der Kranke will andächtig sein, und ein Fluch oder ein obszönes Wort kommt ihm in den Sinn und behauptet sich trotz aller Gegenwehr.. Auch kann der Zwang im Zählen bestehen: das Individuum muß die lenster eines Hauses,_ die Stufen einer Treppe etc. zählen. Es gibt auch einen pathologischen Liebeszwang (Laurent); die Hypererosie (Jastrowitz1)) kann ihren Ursprung freilich in einer Geistesstörung haben aber auch zu den Stigmata der Entartung ge- horen. Dm zwangsweise Eifersucht schildert Bechterew2). Häufig kommt der Zwangsgedanke vor — und fällt bis zu einem gewissen Grade noch in die Breite des Physiologischen —, daß eine be- stimmte Handlung nicht richtig ausgeführt, ein Brief nicht adressiert, em öchrank nicht verschlossen sei etc. Ich hatte mehrfach Juristen und Arzte zu behandeln, die durch die Zwangsvorstellung, sich verschrieben m ihrem Schriftsatz, im Rezept etwas verfehlt zu haben, aufs Äußerste ständig u ?ewenfeld ?tellt diese Formen des Fragezwangs etc., bei denen eine be- stellun^e^h^^i^ ZUir Blldui?k. formell gleichartiger oder inhaltlich verwandter Vcr- zZ l !1 „assoziative Zwangstendenzen oder Zwangssuchten“ den isolierten dieK^8Sp5eetogeg 6t SZU die Zweife,sucht> die tmibelsucht,