Volume 2

Lehrbuch der Nervenkrankheiten für Ärzte und Studierende / von prof. dr. H. Oppenheim.

  • Oppenheim, Hermann, 1858-1919.
Date:
1913
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Credit: Lehrbuch der Nervenkrankheiten für Ärzte und Studierende / von prof. dr. H. Oppenheim. Source: Wellcome Collection.

    607/1172 (page 1381)
    Bereitschaft in den Muskelgruppen bei kombinierten Bewegungsakten beruht. Roth- rnann (B. k. W. 13) spricht mit Sherrington von dem Fortfall der propriorezeptiven Antagonistenref le xe. Die Beurteilung des seltenen Symptom es der Zwangslialtuugen und Zwangsbewegungen macht große Schwierigkeiten. Von diesen Erscheinungen ist besonders charakteristisch die Drehung bzw. Rollung um die Körperachse, die aber in der menschlichen Pathologie keine große Rolle spielt. Diese Phänomene sind besonders bei Läsionen der Binde- und Brückenarme konstatiert worden. Ob es sich dabei um Nebenläsionen des corpus trapezoides oder N. vestibularis etc. handelt (Borowiecki, Bing), muß ich dahingestellt sein lassen. „Das Klein- hirn libt gewöhnlich auf beide Deitersschen Kerne einen gleichmäßig tonisierenden Einfluß aus, fällt dieser auf einer Seite fort, so entsteht eine Reizung der anderen und damit die Zwangshaltung.“ Wegen des sehr seltenen Typus der Magendieschen Augeneinstellung vgl. S. 915. Das Fallen nach der Seite bildet ein Symptom, das im Zusammen- hang mit der zerebellaren Ataxie steht. Wo es jedoch in gesetzmäßiger Weise, d. h. stets nach einer bestimmten Seite hin erfolgt, müssen andere Bedingungen vorliegen, die besonders von Bäräny (vgl. S. 918) ermittelt worden sind. Jedenfalls konnte dieser Autor zeigen, daß bei vestibulärer Reizung das Fallen nach der der Richtung des Nystagmus entgegengesetzten Seite erfolgt. Verändert man die Ebene des Nystagmus durch Änderung der Kopfstellung, so ändert sich auch die Fallrichtung. Besteht z. B. bei gerader Kopfhaltung Nystagmus nach rechts und Fallen nach links, so erfolgt bei Drehung des Kopfes um 90° nach rechts das Fallen nach vorn etc. Bäräny nimmt weiter an, daß der Wurm „Zentren“ für das Fallen nach den ver- schiedenen Richtungen (nach rechts, links, vorn, hinten) enthält, die sich im Gleich- gewicht halten, während labyrinthäre Reize einem einzelnen das Übergewicht verleihen könne. Findet sich bei experimenteller Prüfung, (s. u.) daß die Fallreaktion nach einer Richtung fehlt, so sei eine Läsion des entsprechenden Zentrums anzunehmen. Besteht spontanes Fallen nach einer Richtung, so könne das auf einer Reizung des einen oder einer Lähmung des antagonistischen Zentrums beruhen, und das lasse sich durch die experimentelle Untersuchung ermitteln. Diese Fragen bedürfen noch der weiteren Klärung, ebenso wie die von Stewart-Holmes (s. S. 1179) bezüglich der Fallrichtung bei Kleinhirnerkrankungen aufgestellten Lehren. Wh- haben in dieser Hinsicht etwas Ge- setzmäßiges nicht feststellen können, wenn es auch den Anschein hat, als ob bei einseitigen Kleinhirnläsionen das Fallen vorwiegend nach der Seite des Krankheitsherdes erfolge. Von großem Interesse sind die oben schon erwähnten Angaben Edingers (N. 0. 12) und Shimazonos (A. f. mikr. A. 12) über die statotonische Funktion des Kleinhirns, die dieses Organ mittels der efferenten Faserzüge (Tractus Monakow, Tractus cerebello-, tegmento-spinales, dorsales Längsbündel etc.) auf die Muskulatur ausübt. K ferner Magnus-Kleijn (A. f. d. g. Physiol. 12). Die von Jackson beschriebenen Haltungsanomalien und tonischen Krampfzustände (Opisthotonus etc.) dürften vor- wiegend den akuten destruierend und den chronischen raumbeengend wirkenden Pro- zessen in der hint. Schädelgrube zukommen. Buzzards Fall (Br. 06), aus dem er auf eine Beziehung des corpus dentatum zu dieser Haltungsanomalio schließt, ist nicht ein- deutig genug. Die von Horsley in dieser Hinsicht nachgewiesenen experimentellen .Beziehungen sind oben schon angeführt worden. Die bei Kleinhirnaffektionen in seltenen Fällen beobachteten homolateralen Wrampfe scheinen ausschließlich bei Geschwülsten vorzukommen, vgl. bezüglich ihrer athogenese Weber (M. f. P. XIX) und Edinger. Die von mir u. A. (s. S. 886- ' 1ÖD bei Krankheitsprozessen in der hinteren Schädelgrube wahrgenoinmenen i y 1'J1 ,\cn Krämpfe der Schling- und Kehlkopfmuskeln hatte ich auf Fernwirkung nChbarschaftsWirkung bezogen, während Klien (X. C. 07) geneigt ist, sie vom werebellum selbst abzuleiten. 6