Volume 2

Lehrbuch der Nervenkrankheiten für Ärzte und Studierende / von prof. dr. H. Oppenheim.

Oppenheim, Hermann, 1858-1919.

Date:: 1913

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Credit: Lehrbuch der Nervenkrankheiten für Ärzte und Studierende / von prof. dr. H. Oppenheim. Source: Wellcome Collection.

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das vorliegende Material zusammengestellt; sie verlegen dieses Zentrum beim Menschen in die motorische Region zwischen Arm- und Beimzentren resp. m die Huftregion. Eine Beobachtung Friedmanns (M. m. W. 03) wird von dem Autor in diesem Sinne gedeutet. Die Frage wird auch von Homburger (Therap. d. Geg. 03) behandelt. Uber die zerebrale Lokalisation des Geschlechtstriebs ist wenig Zuverlässiges bekannt. S. zu der Frage Münzer, B. k. W. 11. Tr , Einige Erfahrungen (Quincke, Kirchhoff u. A.) führten zu der Vermutung, daß die Rinde auch trophische Zentren für die Muskulatur etc. der gekreuzten beite enthalte, doch ist die Annahme derselben eine noch durchaus hypothetische (s. u.). Entspr. Lit. s. bei Steinert (A. f. kl. M. Bd. 85). Das Sprachzentrum. Das Sprachzentrum ist bei Rechtshändern an die linke Hemisphäre geknüpft und umfaßt hier das Gebiet der dritten Stirnwindung in ihren hintersten Bezirk (Broca), ferner nach Wernicke das der ersten Schläfenwindung — besonders der hinteren 2/3 _ und vielleicht noch den Gyrus angularis. Der hintere Teil der dritten linken Stirnwindung enthält das motorische Sprachzentrum, die Stätte, in welcher die Begriffe in Worte umgesetzt werden (siehe den Abschnitt Aphasie), doch nehmen neuere Autoren (Monakow, Liepmann u. A.) ein ausgedehnteres Gebiet, nämlich die hinteren zwei Drittel der unteren Stirnwindung, den anstoßenden Teil der vorderen Zentralwindung nebst dem vorderen Teil der Insel für das motorische (frontale) Sprachzentrum in Anspruch. Einen schwachen Anteil scheint auch der hintere Bezirk der rechten dritten Stirnwindung an dem Sprachakt zu haben, während er bei Linkshändern das Hauptzentrum bildet. Die Annahme, daß das entsprechende Gebiet der rechten Frontal- windung ein besonderes Artikulationszentrum bilde (Kattwinkel, Po- lenoff, Struppler), *ist nicht genügend fundiert. Die linke erste Schläfenwindung bzw. die Querwindung nebst dem an sie anstoßenden Teil der ersten Schläfenwindung repräsentiert das sensorische resp. Klangbildzentrum der Sprache (Wernickes Sprachzentrum), d. h. die Stätte, an welche das Gedächtnis für die Wortklänge gebunden ist. Wegen des in neuerer Zeit gegen die herrschende Lehre vom Brocaschen und Wernickeschen Zentrum erhobenen Angriffs von Marie (Semaine med. 06) vgl. den Abschnitt Aphasie. Auch Monakows Auffassung wird dort besprochen werden. Über die Myeloarchitektonik und Zytoarchitektonik der Brocaschen Region liegen Untersuchungen von Vogt (Journ. f. Psych. XV), Knauer (A. f. Ps. Bd. 47 u. N. C. 91) und Melius (ref. R. of N. 11) vor, aus denen hervorgeht, daß sich das histo- logisch besonders charakterisierte Sprachgebiet nicht mit der Brocaschen Region deckt, sondern über sie hinausgreift. S. das zusammenfass. Referat von Maus, Z. f. d. g. N. R. V. Auch für das sensorische Sprachzentrum gilt es, daß es bei Links- händern im rechten Lobus temporalis sitzt und daß dieses auch bei Rechtshändern einen gewissen, individuell wechselnden Anteil am Sprach- akt hat. Nach Flechsig und Quensel1) erstreckt sich dieses Zentrum noch auf die in der Fossa Sylvii gelegene Querwindung des Schläfen- lappens (die Wurzeln der ersten Schläfenwindung). Die Rolle, welche man dem Gyrus angularis beim Lesen zugeschrieben hat, wird später erörtert werden. Ein besonderes Schreibzentrum — Exner sowie Charcot und Pitres hatten es in den Fuß der zweiten Stirnwindung verlegt — existiert wohl in der Regel nicht, doch wird an seiner Existenz ■)Z.f. N. Bd. 35.