Milzbrand und Rauschbrand / bearbeitet von Wilhelm Koch.

  • Koch, Wilhelm.
Date:
1886
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Credit: Milzbrand und Rauschbrand / bearbeitet von Wilhelm Koch. Source: Wellcome Collection.

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    dem Eauschbrand sofort einordnen, wie ich es vor Kurzem noch bei einer Verjauchung im Bereich des Fusses und Unterschenkels habe geschehen sehen. — §. 26. Rauschbrand eine Form der putriden Intoxi- cation? Ich versäumte leider, das Herzblut und die grossen Brust- venen der Leiche, von der ich sprach, auf Microorganismen zu unter- suchen. Die Italiener und Franzosen behaupten diese Theile keimfrei gefunden zu haben; wir würden, im Falle der Bestätigung dieser An- gabe, ihnen das erste unanfechtbare Beispiel danken, in welchem bei septicämischen Processen des Menschen der Tod allein als die Folge der Ueberpressung chemischer Stoffe aus den erkrankten peripheren Theilen ins Blut — als Folge einer reinen putriden Intoxication auf- gefasst werden muss. Dieser Vorgang gilt in der menschlichen Pathologie für häufig, verschaffte sich aber bisher nur in der Experimentirpraxis ein ge- wisses Bürgerrecht. — Capitel XI. Therapie. §. 27. Therapie. Wo es anging, hat man bei der Gangrene foudroyante amputirt und Erfolge erzielt, selbst wenn die Amputation alles Kranke nicht entfernte, sondern mitten in die Zone der Gas- und Seruminfiltration fiel. Der Organismus besitzt also die Fähigkeit, nicht zu ausgedehnten Gasbrand durch eigene Kraft zu überwinden. Und so meine ich auch bei diesem scheinbar so mörderischen Zustand zunächst der conservirenden und antiparasitären Behandlungs- weise so lange das Wort reden zu müssen, als er über grössere Flächen und Tiefen sich noch nicht ausgedehnt hat. Incisionen und Beriese- lungen der Schnittfurchen mit hypermangansaurem Kali, mit ver- dünnter Aqua Chlori, Salicylsäure und Aehnlichem, parenchymatöse Injectionen einer Sprocentigen Carbolsäure- oder Chlorallösung, oder solche mit verdünntem salpetersaurem Silber (S. 142) und Sublimat in die Grenzbezirke des Kranken und Gesunden, endlich eine consequente Eisbehandlung wären die Verfahren, welche ich zunächst in Anwendung bringen würde. Die Wirkungsweise derselben dürfte ähnlich com- plicirt sich gestalten, wie ich es gelegentlich der Therapie des Milz- brandes ausgeführt habe. — Hüter [37] rettete, von den nämlichen Gesichtspunkten geleitet, einen Verletzten, bei welchem das Emphysem von der zwölften Kippe bis zur Mitte des Oberschenkels und bis zum Kreuzbein in einer Ausdehnung von mindestens 2 Quadratfuss sich nachweisen Hess, durch wiederholte Einschnitte, Entfernung des luft- haltigen Bindegewebes, Chlorzinkeinreibungen und parenchymatöse Einspritzungen einer Iprocentigen Salicylsäurelösung in die Stellen, an welchen die Infiltration weiterzukriechen drohte. — Die Gangrene foudroyante hat bisher etwa einundzwanzig selbst- ständige Bearbeitungen erfahren und zwanzig Namen bekommen.