Milzbrand und Rauschbrand / bearbeitet von Wilhelm Koch.

  • Koch, Wilhelm.
Date:
1886
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Credit: Milzbrand und Rauschbrand / bearbeitet von Wilhelm Koch. Source: Wellcome Collection.

    179/192 (page 149)
    Endlich mehrt sich die Dyspnoe, und relativ frühe Collaps- erscheinungen gehen nicht regelmässig mit Delirien, wohl aber mit dem Abfall der Temperatur auf subnormale Werthe einher. Auch können in dieser letzten Krankheitsperiode Veränderungen in der Brust- und Bauchhöhle bisweilen physikalisch nachgewiesen werden. Der Tod tritt häufig schon 48 Stunden nach den ersten Zeichen der Gangräne foudroyante ein; doch widerstehen einzelne Kranke, auch wenn chirurgisch nicht eingegriffen wurde, 5 Tage lang. Die mittlere Dauer der Affection möchte sich auf drei Tage berechnen lassen. Ich habe gegen die vorstehende Beschreibung nicht viel ein- zuwenden; muss aber betonen, dass die Symptome nicht so aus- gesprochen sind, wenn die Gangräne foudroyante sich zu andern, früher eingeleiteten Infectionsprocessen hinzugesellt, wenn also Com- binationen eintreten, von deren relativer Häufigkeit ich sogleich zu berichten haben werde. Auch scheint es mir vorläufig zweifelhaft, ob die Kurzathmigkeit so sehr erheblich ist, wenn die Krankheit sich an der unteren Extremität und etwa im Bauchbezirk erschöpft. Sehr starke Cyanose und Er- stickungsanfälle würden mich auf den Verdacht ödematöser Zustände in der Epiglottis und im Larynx leiten. Capitel X. Aetiologie. §. 23. Prädisposition. Bis in die allerjüngste Zeit hinein glaubt man gewisse besondere Zustände des Individuums oder seiner Wunde annehmen zu müssen, wenn anders es zur Entwickelung der Gangräne foudroyante kommen soll. In diesem Sinne halten Einige heruntergekommene, durch lange Märsche oder durch schwere Arbeit erschöpfte Personen für gefährdet. Anderen scheinen die Wunden der oberen Extremitäten besonders geeignet, die specifische Noxe zu fixiren. Wieder Andere sahen die- selbe nach Maltraitirung namentlich von Knochenzertrümmerungen auf langen Transporten zur Wirkung kommen, oder erachten Blut- lachen in den Geweben, umfängliche Zerreissungen und Zertrümme- rungen für das besonders bedenkliche Moment. Endlich sollen auch Schuss- und Eisenbahnverletzungen, also nicht sowohl die Beschaffenheit und Ausdehnung der Verwundung als vielmehr die Intensität der verletzenden Gewalt das Massgebende sein. In der That hat es keine Noth, aus der Literatur Stützen für solche Anschauungen zu gewinnen; es haben sehr häufig complicirte Zertrümmerungsbrüche vor allem des Unterschenkels und des Ober- armes, in erster Linie solche, welche nach Schüssen, Eisenbahn- oder Maschinenverletzungen entstanden, den emphysematösen Brand im Gefolge gehabt und ein Theil der Verletzten ist sicher erschöpft und verfallen, cachectisch gewesen.