Milzbrand und Rauschbrand / bearbeitet von Wilhelm Koch.

Koch, Wilhelm.

Date:: 1886

Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Milzbrand und Rauschbrand / bearbeitet von Wilhelm Koch. Source: Wellcome Collection.

168/192 (page 138)

§. 8. Bauchhöhle. In der Bauchhöhle liegt ein mächtiges, blutig rothes Exsudat trotz reinen glatten Bauchfelles, während das perinephritische Gewebe, ebenfalls blutig und sulzig durchtränkt, gegen den Peritonealraum sich vorwölbt und saftig geschwollene Lymph- drüsen umschliesst. Der Labmagen führt flüssigen, braunrothen, gährenden Inhalt, seine Schleimhaut ist geschwollen, fleckig geröthet und von Ecchy- mosen durchsetzt. Das Letztere gilt auch vom Wanstnetz. Im Bereich des Dünndarmes erscheint höchstens die eine oder die andere Schlinge auf eine kurze Strecke hin sehr zusammengezogen, gleichmässig dunkelroth, verdickt, ödematös, epithelfrei, von Blut und Gas durchsetzt. Oefter gibt es im Dünndarm einzelne leichter ge- röthete und ecchymosirte Stellen, an denen auch der Zusammenhang des Epithels mit der Schleimhaut gelockert ist, während der Darm- inhalt gelbröthlich aussieht und auffällig viele Gasblasen führt. Dickdarm und Mastdarm normal. Blutreichthum und Umfang der Leber und Milz von mittlerem Grade. §.9. Brusthöhle. Von den Rippenfellen ist jenes am meisten in Mitleidenschaft gezogen, über welchem, im Unterhautbinde- und Muskelgewebe, das rauschbrandige Infiltrat lagert; Gefässinjectionen, Ecchymosen und ausgedehnte Blutunterlaufungen kommen in ihm vor. Der Pleuraraum enthält blutigseröses Exsudat; die Lungen führen viel Blut, zeigen hier und da fleckige Röthungen, begrenzte Oedeme und sulzige Ablagerungen im interlobulären und perivasculären Gewebe, sind aber lufthaltig. Die Luftröhre erscheint streckenweise blass und leer, an anderen Stellen geröthet und mit feinblasigem Schaum erfüllt, der Kehlkopf und Rachen oft ödematös, in den Wänden gashaltig, der Herzmuskel bis auf einzelne dunklere Streifen von normaler Farbe und Consistenz. Er enthält derbe Coagula. Auch das Blut der grossen Arterien und Venen hat die Fähigkeit, zu gerinnen, nicht verloren; ob Gasblasen in ihnen sich schon intra vitam bilden, bleibt späterer Untersuchung vorbehalten. §. 10. Schwankende Befunde in Brust und Bauch und deren Ursachen. Die Erfahrung hat gelehrt, dass die Ge- webe unter dem Rauschbrand nicht jedesmal in so hohem Maasse und in solchem Umfange leiden, als bisher geschildert wurde. Zuweilen ist nämlich eine Betheilung der Därme, der Leber und der Milz gar nicht, anderemale in nur geringem Grade nach- weislich, und auch die Schwere der Veränderungen im Brustraum schwankt in gewisser Breite. In einer Reihe der Falle findet man also den Bauchraum durch- aus oder bis auf ein geringes seröses Transsudat, bis auf leichte In- jectionen und Ecchymosen der Darmserosa gesund, ebenso die Leber und namentlich die Milz derb und von natürlicher Grösse. Auch die Extravasate und Gefässüberfüllungen im Mittelfellraum, in den Pleurasäcken, den Lungen und im Herzbeutel bleiben recht oft un- bedeutend. Solche Diff*erenzen müssen meiner Meinung nach von folgenden Gesichtspunkten aus beurtheilt werden.