Milzbrand und Rauschbrand / bearbeitet von Wilhelm Koch.

  • Koch, Wilhelm.
Date:
1886
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Credit: Milzbrand und Rauschbrand / bearbeitet von Wilhelm Koch. Source: Wellcome Collection.

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    §. 3. Allgemeinerscheinungen. Mit der Zunahme der Geschwulst verschlimmern sich die allgemeinen Zufälle. Der Puls wird immer beschleunigter und gleichzeitig kleiner, die Athmung geht schnell, jagend und dyspnoisch; es röthen sich die sichtbaren Schleim- häute, während die Extremitäten kühl erscheinen; eine allmählich sich ausbildende Abstumpfung wird unter Umständen von Erschei- nungen der Kolik zeitweise unterbrochen. Im agonalen Stadium setzt der Puls aus und einige convulsivische Bewegungen pflegen die Scene zu beschliessen. Der Tod ist in 12—60 Stunden zu gewärtigen; er tritt um so schneller ein, je tiefer, ausgedehnter der Rausch sich ge- staltet und je näher lebenswichtigen Organen (z. B. dem Kehlkopf) er sich befindet. §.4. Sitz der äusseren Geschwülste. Die Rausch- brandgeschwülste sitzen am häufigsten an den oberen Abschnitten der Gliedmassen, an der Vorderbrust und an der Schulter, auf der Rippenpartie, auf der Hüfte, in den Weichen und Lenden, seltener am Euter, am Sprunggelenk u. s. w. Von der Brust- und Lenden- weichengegend aus greifen sie leicht das einemal auf die Mittelfell- räume, auf die Pleurasäcke und auf den Herzbeutel, das anderemal auf das Bauchfell und auf den retroperitonealen Raum über. Es soll später gezeigt werden, wie auf diese Weise die Lungen, Leber, Milz und der Darm in Gefahr kommen. Hier sei hervorgehoben, dass die Localisationen des Rauschbrandes zu gleicher Zeit mehrfach auftreten, andererseits aber über grosse Flächen hin sich erstrecken können. Man beobachtet z. B. nicht selten Infiltrate vom Kehlgang bis zur Brust und von da längs des Rückens und der Kreuzpartie bis zu den Hinterschenkeln und zu den Kniegelenken [6, 14, 15J. §.5. Innerer Rauschbrand. Seltenere, auch der Diagnose wegen unangenehme Ausbruchsstellen des Rauschbrandes sind: der obere Abschnitt des Verdauungs- und Athmungsrohres (Rachen- und Maulrausch) [18] und die in Folge voraufgegangener schwerer Geburten gequetschte und wunde Innenfläche der Scheide und Gebärmutter (Kälberbrand der älteren Veterinäre) [8, 14]. Eine primäre, intestinale Form des Rauschbrandes, bei welcher die Ansteckung erst im Magen- und Darmkanal sich vollzieht, steht nicht fest. In einzelnen Rauschbranddistricten nimmt sie der Bauer auf Grund von Koliken und Abgang blutigen Kothes an. Bollinger [9] vermuthet sie experimentell, nach Verfütterung geringer Mengen rauschigen Blutes, hervorgerufen zu haben. Statt des erwarteten Darmemphysems lieferte aber die Section negative Resultate, während die Rückimpfung des Blutes auf zwei Thiere Hautrausch hervorbrachte. Es müsste also im ersten Versuch Rausch- brand „ohne Localisationen'' vorgelegen haben; übrigens ist derselbe der einzige geblieben, von welchem Bollinger berichtet. §.6. Fieber. Die Fieberverhältnisse des Rauschbrandes mögen die beiden folgenden Versuche Feser's [14] illustriren.