Milzbrand und Rauschbrand / bearbeitet von Wilhelm Koch.

  • Koch, Wilhelm.
Date:
1886
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Credit: Milzbrand und Rauschbrand / bearbeitet von Wilhelm Koch. Source: Wellcome Collection.

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    bacillen; jenes von 1 : 2000 resp. 1 : 5000 stört aber die Entwickelung von sporenfreien Bacillen nicht. Diese tödten am 3. Tage Meer- schweinchen und Kaninchen, aber nur die Hälfte der Hammel, am 10. Tage wohl die erstgenannten Thiere, aber keinen Hammel mehr. Noch später sind sie auch Meerschweinchen gegenüber gänzlich harm- los. Auch Milzbrandsporen können abgeschwächt werden, wenn man ihnen eine auf 35 ^ C. erwärmte 2 *^/o Schwefelsäurelösung als Nähr- boden gibt. Die Proben des 8. und 10. Tages, auf Nährgelatine gebracht, tödten noch Meerschweinchen und keine Kaninchen, jene des 14. Tages nur noch wenige Meerschweinchen. Diese Eigen- schaften bleiben verpflanzbar. Doch sind Hammel auf diesem Wege nicht immun zu machen. Pasteur's Methode der Präventivimpfung ist unter allen bisher aufgezählten die einzige gewesen, welche in grossem Stiele auf ihre praktische Verwerthbarkeit geprüft wurde. Die Erstlingsversuche von Pasteur selbst in der Ferme Rossignol in Pouilly-le-Fort gaben den Anstoss dazu [9]. Dort hatte Pasteur 24 Schafen, 1 Ziege und 6 Rindern am 5. Mai 1881 den premier vaccin und am 17. Mai den deuxieme vaccin beigebracht. Am 31. Mai wurden diese Thiere und weitere 24 Hammel, 1 Ziege und 4 Rinder zur Controlle mit äusserst virulentem Milz- brandmaterial geimpft. Nach Ablauf von 48 Stunden waren die Controllthiere todt, während an den revaccinirten Krankheitssymptome sich nicht bemerkbar machten. „Wir besitzen also jetzt — so erklärte Pasteur — Milzbrand- stoffe, welche vor der tödtlichen Krankheit zu schützen im Stande sind, ohne selbst tödtlich zu sein. Sehr bald nach dem Bekanntwerden dieser Mittheilung begannen allerorten die Nachprüfungen. Es thut wenig zur Sache, dass sie zu- nächst nicht vollkommen bestätigend ausfielen. Denn die Darstellungs- weise Pasteur's ist aphoristisch und mannigfacher Deutung fähig, die Impfstoffe wurden von den Prüfern nicht richtig zubereitet oder kamen, wenn sie von Pasteur selbst bezogen waren, in theilweise verdorbe- nem Zustand an. Es stellte sich auch heraus, dass unter den von Pasteur selbst bereiteten Vaccinen diese und jene versagten. Endlich ruhte die Nachprüfung wohl nicht immer in berufenen Händen. So kam es zu einer Reihe von Misserfolgen, übrigens nur ausnahmsweise zu Resultaten, welche den Pasteur'schen diametral entgegengesetzt waren. Ich bin in der glücklichen Lage, diejenigen, welche diese Zwischenfälle durch Zahlen illustrirt zu sehen wünschen, auf die medicinischen Jahresberichte und auf die periodische medicinische Presse von 1881 und 1882 verweisen zu können. Denn es ist uns inzwischen^ abermals von Frankreich her, die Kunde geworden von neuen, an einem grossen Thiermaterial voll- führten und so ganz im Sinne Pasteur's ausgefallenen Versuchen, dass ihnen gegenüber die abfällige Kritik der Jahre 1881 und 1882 verstummen muss [10]. Vor den Thoren von Chartres in der Ferme Lambert und in einer grossen Zahl der Höfe der Beauce, namentlich jener, welche zum Departement Eure-et-Loire gehören, wurden 1882 circa 80,000