Milzbrand und Rauschbrand / bearbeitet von Wilhelm Koch.

  • Koch, Wilhelm.
Date:
1886
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Credit: Milzbrand und Rauschbrand / bearbeitet von Wilhelm Koch. Source: Wellcome Collection.

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    tomie, sowie die Impfversuche an der Cornea von Frisch und Eberth [8] geben die Beweise für diese Auffassung. Aus der Combination des Oedems und der Emigration entspringt also ein Zustand, welchen wir mit dem nichtssagenden Namen der entzündlichen Wassersucht zu bezeichnen uns gewöhnt haben; in An- betracht der Beimengung von rothen Blutkörperchen zum Extravasat würden wir die Entzündung auch maligne zu nennen berechtigt sein. Wichtiger als diese Namengebungen erscheinen mir die Fragen nach der chemischen Zusammensetzung der Oedeme und nach dem Princip, durch welches sie in die Gewebe geleitet werden. In ersterer Be- ziehung wissen wir nichts; bei dem anderen Vorgang der Extravasa- tion und Emigration würden andere als chemische Einwirkungen auf den Gefässfilter aber kaum gedacht werden können. Sie müssten auf die Stolfwechselproducte der Milzbrandbacillen bezogen werden; weil deren chemische Constitution eine besondere ist, wird auch die Qualität des Extravasates als ganz eigenartig angenommen werden dürfen. Die Wirkungen der Blutungen und sulzigen Extravasate wer- den allgemeine und locale sein. Wenigstens als Möglichkeiten der ersten Art wären in Betracht zu ziehen Abänderungen des Stoff- wechsels und der Wärmeökonomie durch chemische Thätigkeiten der Oedeme. Aber diese Leistungen können im Augenblick auch nur andeutungsweise ebenso wenig definirt werden als jene des extravasir- ten Blutes. Dem letzteren die Fähigkeit zuzuschreiben, dem sogenann- ten aseptischen Fieber ähnliche Vorgänge zu erzeugen, geht deswegen nicht gut an, weil das Milzbrandblut ein pathologisches und zwar ein specifisch pathologisches ist. Von den örtlichen Wirkungen der Extravasate aber fallen die mechanischen schon ihrer Mannigfaltigkeit wegen am meisten in die Augen. Ein beträchtliches milzbrandiges Oedem an den Taschenbändern des Kehlkopfes oder an der Theilungsstelle der Luftröhre z. B. wird andere Wirkungen äussern als ein solches in der Dicke der Darm- wand. Der klinische Theil dieser Arbeit führt diesen Gesichtspunkt in seinen wichtigeren Einzelheiten durch. §.98. Blutveränderungen. Ueber die sicher äusserst schweren Störungen des Blutlebens während des Milzbrandes gibt der anato- mische Befund Veränderung der Gerinnungsfähigkeit, der Farbe, Form und gegenseitigen Beziehungen der rothen Blutscheiben, Unter- gang eines Theiles der letzteren und das Vorhandensein der Leuco- cythose'* gewiss nur einen höchst unvollkommenen Aufschluss. Man hat alle diese Veränderungen als die Folge des grossen Sauerstoffbedürfnisses der Milzbrandbacillen und zum Theil auch als die Consequenz der vorhin erwähnten capillaren Embolieen hinstellen wollen. Die Bacillen sollten den rothen Scheiben den Sauerstoff ent- ziehen oder aber den Eintritt desselben in diese Scheiben verhindern, also eine Art Erstickung bedingen. Letztere müsse an Stärke des- wegen zunehmen, weil, der gleichzeitigen Unwegsamkeit vieler Capil- laren wegen, das Blut in den Venen nothwendiger Weise sich aufstaue. Der nächstliegende Vergleich, dass nämlich wirkliches, etwa auf Verengung der Luftwege zu beziehendes Erstickungsblut sich