Bernhard von Gudden's hirnanatomische Experimentaluntersuchungen : zusammengefasst dargestellt / von Dr. Nissl.

  • Nissl, Franz, 1860-1919.
Date:
[1895?]
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Bernhard von Gudden's hirnanatomische Experimentaluntersuchungen : zusammengefasst dargestellt / von Dr. Nissl. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by King’s College London. The original may be consulted at King’s College London.

    3/24 (page 3)
    partielle Atrophie des dorsalen vorderen Ganglions im Corpus mammillare nach Exstirpation des Scheitelhinterhauplshirns. Von diesem Hirntheil ist nämlich im Corpus mammillare nur das ven- trale hintere Ganglion abhängig. Nun aber schiebt sich das ventrale hintere Ganglion der normalen Seite gegen die Lücke des vom Scheitelhinterhauptshirn abhängigen und durch dessen Exstirpation in der Entwicklung gehemmten Ganglions vor. Das dorsale vordere Ganglion der operirten Seite und das ventrale hintere der anderen Seite wird von zwei Seiten also gedrückt und bleibt deshalb im Wachsthum zurück, so dass also dasselbe, wie auch die aus ihm entspringenden Fasern theilweise atrophiren, obschon das Ganglion mit seinen Fasern gar nichts mit dem entfernten Hemisphärentheil zu thun hat (191). Um derartige ähnliche Verschiebungen an anderen Stellen thunlichst zu verhüten, hat Gudden, wo es nur immer anging, die Methode der intracraniellen Operation eingeführt. Freilich setzt diese Operationsmethode, die darin besteht, dass man, ohne die Schädelhöhle in grösserem Umfange zu eröffnen, mit einem feinen Messerchen das Schädeldach durchstechend, nur das durchschneidet, was man beabsichtigt, eine genaue Kenritniss des Faserverlaufs und der topographischen Anordnung der Centren voraus. Ich begnüge mich mit diesem Hinweis auf die Licht- und Schattenseiten der Crwddew'schen Methode, mit deren Hülfe er, aber stets kritisch sichtend, zu den folgenden Resultaten kam. Zunächst erörtere ich die Beziehungen der Grosshirnhemisphäre zu den übrigen Theilen des Centraiorgans. Nach Wegnahme einer Grosshirnhemisphäre incl. des Streifen- hügels findet sich keine Spur mehr vom Balken und der vorderen Commissur (131). Fortnahme des Ammonshorns bewirkt ein totales Zugrundegehen der Fornixsäule (178). Die Abhängigkeit der Grosshirnpyramidenbahn vom Stirnhirn wurde zuerst von Gudden nachgewiesen; ebenso wie die Abhän- gigkeit der v. Monakow sogenannten Rindenschleife vom Scheitel- hinterhauptshirn (209). Bei Fortnahme einer ganzen Hemisphäre (mit Einschluss des Corp. striat.) atrophirt der ganze gleichseitige Pedunculus, der in einen lateralen und medialen Theil zerfällt (155). Letzterer hängt vom Stirnhirn ab, der laterale vorzugsweise vom Scheitelhinterhauptshirn, wobei noch erwähnt werden muss, dass 1*