Die progressive allgemeine Paralyse / von R. v. Krafft-Ebing.

Krafft-Ebing, R. von (Richard), 1840-1902.

Date:: 1894

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Credit: Die progressive allgemeine Paralyse / von R. v. Krafft-Ebing. Source: Wellcome Collection.

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D Dementia paralytica complicirend zu anderen Psychosen hinzutreten könne, weiss Galmei 1 noch nicht zu entscheiden, während er 12) die Solidarität der motorischen und der psychischen Störungen 1841 anerkennt. Parchappe13) hält die Krankheit für eine „cerebrite corticale generale“ und nennt sie klinisch: „folie paralytique1'. Einen Rückschlag in der Erkenntniss der Krankheit stellen die Auf¬ fassungen von Baillarger, Duhamel, Prus, Requin14) dar, welche in der Dementia paralytica eine Combination von zwei Krankheiten, nämlich einer solchen der Motilität und einer Affection des psychischen Organs linden, die unabhängig von einander seien und nicht immer zusammen bestünden. Requin15) schlug statt „folie paralytique den Namen „paralysie generale progressive“ vor, um sowohl die Paralyse der Irren als auch die hypothetische „sans alienation“ (recte sans delire) darunter zu be¬ greifen. Diese Ansicht wurde in der Societe de medecine de Daris am 20. Februar 1846 von Sandras, Nonat, Prus angenommen. Baillarger16) und Lunier17) gelangten in weiterem Betreten dieses falschen Weges dazu, für die Haupterkrankung die Paralyse, für nebensächlich die psychische Erkrankung zu halten, indem sie Fälle von Dementia paralytica mit blosser psychischer Schwäche heranzogen und für ihre Anschauung ver- wertheten. Damit war nun der Begriff der Krankheit gänzlich verwirrt, so zwar, dass schliesslich auch herdartige Gehirnkrankheiten und Fälle spinaler motorischer Störung mit der paralysie generale („sans alienation) zusammen geworfen wurden. Diese Irrlehren bekämpft und das Studium der Krankheit wieder auf den richtigen Weg gewiesen zu haben, ist das Verdienst von Delasiauve 18) und von J. Fair et.19) In einer 1853 erschienenen Monographie setzte dieser Forscher die „folie paralytique“ wieder in ihre Rechte als bestimmte Krankheitsform ein, mit bestimmten Symptomen, nämlich „eigenthümlichen Motilitäts¬ störungen mit typischem Verlauf und einem charakteristischen Delirium, die derselben pathologisch - anatomischen Ursache ihre Entstehung ver¬ danken und einen ganz eigenen Gesammtverlauf darbieten.“ Fair et tritt dafür ein, dass die motorischen Störungen bei der folie paralytique klinisch eigenartig und unter Anderem dadurch charakterisirt sind, dass sie allgemein, unvollkommen, progressiv und vom Anfang bis Ende mit Störung der Sprache verbunden erscheinen. Neben der classischen, mit einem eigenthümlichen Grössendelirium einhergehenden Form erkennt Fair et auch eine einfach demente an. Fast um die gleiche Zeit erschien die erste grössere deutsche Arbeit über „Blödsinn und Paralyse“ von Duchek 20) (1851).