Die Behandlung der Amaurosen und Amblyopieen mit Strychnin / von Albrecht Nagel.

  • Nagel, Albrecht, 1833-1895.
Date:
1871
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Credit: Die Behandlung der Amaurosen und Amblyopieen mit Strychnin / von Albrecht Nagel. Source: Wellcome Collection.

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    schärfe auf. Ich habe es zweckmässig gefunden, dann Pausen ein- treten zu lassen, einen oder mehrere Tage die Injection auszusetzen und glaube, dass es vielleicht noch zweckmässiger sein wird, noch grössere Pausen, mehrwöcheutliche Unterbrechungen der Cur zu machen. Hierin habe ich in der Regel nicht ganz nach meinem Wunsche verfahren können, da die Patienten fast immer von aus- wärts zugereist und darauf angewiesen waren, ihre Cur in wenigen Wochen zu beendigen. Eine Reizung wird durch das Strychnin jedenfalls ausgeübt. Zu starke, zu oft und zu schnell hintereinander wiederholte Reizung kann wohl üeberreizung bewirken, kann möglicherweise Schaden stiften. Freilich habe ich das niemals direct beobachtet, allein ich habe auch ein sehr vorsichtiges Verfahren eingehalten, habe nie mehr als etwa dreiwöchentliche Strychnincuren ausgeführt, habe öfters Pausen gemacht und bin in der Steigerung der Dosen meistens sehr zurückhaltend gewesen. Weitere Versuche müssen lehren, wie weit man ohne Schaden und ohne Risico gehen kann, wie weit man zur Erzielung grösstmöglichsten Nutzens gehen muss. Der Einfluss des Strychnins auf das ex centrische Sehen ist nicht so leicht zu controlliren, wie der auf die centrale Seh- schärfe. Man darf wohl annehmen, dass bis zu einem gewissen Grade der Niitzen sich nach beiden Richtungen hin gleichmässig geltend macht, allein auf vollständige Defecte des Sehfeldes erstreckt sich der Effect des Strychnins in den hieher gehörigen Fällen nur aus- nahmsweise. Sehr lehrreich ist in dieser Beziehung der oben ausführ- lich berichtete Fall (pag. 77), wo in einem Auge bei sehr mässiger cen- traler Amblyopie ein grosser, bis nahe i an den Fixirpuukt herantre- tender Sehfelddefect völlig, man kanu fast sagen mathematisch genau, unverändert blieb, während die centrale Sehschärfe beider Augen bis nahezu auf das normale Maass gehoben wurde. In wenigen Fällen habe ich eine Erweiteruug der Sehfeldgrenzen nachweisen können, mei- stens von geringem Betrage; am ehesten zeigte sich ein Gewinn, wo der Defect kein vollständiger war, so dass jede Lichtempflndung fehlte, sondern wo die Wahrnehmungsfähigkeit nur herabgesetzt war, wie es in der dem völligen Defect zunächst angrenzenden Zone in der Regel der Fall ist. Mehrmals konnte ich nachweisen, dass die Hinausrückung der Sehfeldgrenzen etwa eine halbe Stunde nach der Strychninapplication hervortrat, gleichzeitig mit der Hebung des centralen Sehens. Andere Male schien es mir als wenn das centrale Sehen sich schneller besserte als das excentrische.