Die Epilepsie / von Otto Binswanger.

  • Binswanger, Otto, 1852-1929.
Date:
1899
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Credit: Die Epilepsie / von Otto Binswanger. Source: Wellcome Collection.

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    Hemisphäre einwirken. Bei intensiveren Strömen oder bei stärkerer Dis- position des Versuchstieres (z. B. nach öfterer Wiederholung derartiger Versuche oder unter dem Einfluss der Morphiumnarkose) treten ausser diesen klonischen Zuckungen auch tonische Krampfzustände und loco- motorische Krampfformen in den befallenen Gliedern auf. welche durch eine Fortpflanzung der Bindenerregung auf tiefer gelegene infracorticale Centren (wahrscheinlich durch Projectionsfasern) hervorgerufen werden. Es wird damit die zuerst von Bubnoff und Heidenhain ausführlicher be- gründete Auffassung bestätigt, dass bei diesen Hirnrinden- versuchen wohl die Binde der erste Ausgangspunkt der Erregung ist, dass aber später auch infracorticale motorische Apparate in selbständige Erregung gerathen. Diese convulsivischen Anfälle dauern oft nur wenige Secunden, oft, wenn voll entwickelt, 2—3 Minuten und wiederholen sich anfänglich nur auf erneute Beizung hin; zuweilen aber entsteht ein ausgeprägter Status epilepticus, d. h. die Anfälle kehren spontan in gehäufter Anzahl wieder und die Thiere gehen dann meist zu Grunde. Nach Unverriebt steigert sich die Temperatur im einzelnen Anfall um OT—0-2°G, im Status epilepticus bis zu 441° C. Durch unsere Control- versuche wird dargethaü, dass nach Ausschaltung möglichst umfänglicher corticomotorischer Abschnitte einer Hemisphäre durch Beizung hinterer (nicht motorisch erregbarer) Bindenthpile der klonische Bindenkrampf in den mit diesen Abschnitten correspondirenden Muskelgruppen wegfällt und doch der tonische Krampf und locomotorische Bewegungen ausschliesslich im Krampfbilde vertreten sind. Ich hielt eine solche summarische Zusammenstellung des heute ge- sicherten Thatbestandes deshalb für nothwendig, weil Unverricht auch in seiner neuesten Publication seinen früheren Standpunkt unverändert festhält und eine ausschliesslich corticale Genese der beim epileptischen Anfall zu beobachtenden motorischen Beizerscheinungen vertheidigt. Freilich macht er eine Einschränkung, dass das Krampfbild durch secundäre Zuckungen complicirt werden könne, welche accidenteller Natur und nur „durch Ueberspringen in symmetrisch gelagerte Ganglienpunkte der Spinalachse zu erklären seien. Ich möchte in Ergänzung dieser Auffassung von Unverricht auf die älteren Versuche von Lewascheff hinweisen, welcher gefunden hat, dass bei stärkeren Beizungen eines motorischen Bindenbezirks (Hinterbein- region) zugleich mit dem Einsetzen eines tonischen Flexionskrampfes in der zugehörigen contralateralen Extremität auch ein tetanischer Krampf der gleichnamigen Extremität auftreten kann. Bei halbseitiger Markdurch- schneidung am 11. oder 12. Brustwirbel auf der gereizten Seite wird der Effect dieses Versuches nicht geändert. Er folgert, dass die Betheiligung des gleichseitigen Hinterbeins so zu Stande kommt, dass bis zum Lenden- 4*