Die Epilepsie / von Otto Binswanger.

  • Binswanger, Otto, 1852-1929.
Date:
1899
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Credit: Die Epilepsie / von Otto Binswanger. Source: Wellcome Collection.

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    Rückgrates ausbreitete, vom Halse in der Höhe des 3. und 4. Cervicalwirbels ausging. Er klagte über Schlaffheit der Arme und Beine, besonders links. Nach 4 oder 5 Tagen kehrten Sensibilität und Beweglichkeit nach und nach wieder zurück. In der Zeit brach ein wohl charakterisirter epileptischer Anfall aus: Be- wusstseinsverlust, Convulsionen des Gesichts und der Glieder, Sensibilitätsverlust, Schaum vor dem Munde etc. Auffallend war die Haltung des Patienten. Der Hals war absolut steif, Bewegungen dieser Gegend absolut unmöglich, offenbare Zwangsstellung, die den Patienten nöthigte, den Kopf auf die linke Brusthälfte gesenkt zu halten. Zunge wird leicht vorgestreckt ohne Deviation, Sprache leicht. Sensibilität und Beweglichkeit nur auf der linken Seite etwas vermindert. Abnahme der Intelligenz. Während seines Aufenthalts im Krankenhaus wurde Patient periodisch (ein- oder zweimal wöchentlich) von epileptischen Anfällen befallen, denen eine leichte cerebrale Erregung vorausging und folgte. Patient starb nach einer Serie von Anfällen. Die Section ergab eine alte Wirbel- fractur, das Mark wurde nicht untersucht. Von den späteren Beobachtungen erwähnen wir zuerst die von Oppler. Hier wird der unbefangene Beobachter Zweifel an der rein epileptischen Natur der drei nach einer traumatischen Meningitis spinalis (?) auftretenden Anfälle von Bewusstlosigkeit mit klonischen Convulsionen (ohne Tonus) hegen. Vielmehr liegt der Gedanke an eine traumatische Hysterie nahe; da Sensi- bilitäts- und Gesichtsfeklprürangen fehlen, ist die Frage nicht zu entscheiden. In dem von Coxwell mitgetheilten Fall von Meningo-Myelitis eer- vicalis wird nur von epileptiformen Convulsionen mit zum Theil erhaltenem Bewusstsein berichtet. Dagegen scheint es sich auch in der von Tuffier und Hallion mitgetheilten Beobachtung um einen Fall wahrer Epilepsie zu handeln. Es handelte sich um einen Kranken, welcher in der Kindheit Convulsionen hatte und dessen drei Geschwister au Convulsionen gestorben sind. Die epileptischen Anfälle entwickelten sich bei ihm fünf Jahre nach einem Trauma der Wirbelsäule. Hier hat eine periphere Verletzung (Wirbel- säule, Meningen und austretende Wurzeln?) bei einem entschieden prä- disponirten Menschen nach Ablauf mehrerer Jahre allmählich zur Ent- wicklung der epileptischen Veränderung geführt. Der Fall gehört wohl eher in die nachher zu erörternde Gruppe der Epilepsiefälle, welche nach Läsionen peripherer Nerven auftreten. Man wird also sagen müssen, dass, so wenig vom theoretischen Standpunkt aus gegen das Vorkommen von Epilepsie nach Rückenmarksverletzungen einzuwenden ist, doch that- sächlich im Hinblick auf die vorliegenden klinischen Befunde das Rücken- mark nur selten der Ausgangspunkt wahrer Epilepsie ist. Die meiste Verwirrung ist durch den von Brown-Sequard als Spinalepilepsie bezeichneten' Symptomencomplex hervorgerufen, welcher mit der Epilepsie durchaus nichts zu thun hat. Es handelt sich hierbei um refiectorisch ausgelöste klonische und tonische Zuckungen, respective Spasmen verschiedenster Intensität, welche Brown-Sequard zuerst