Die Epilepsie / von Otto Binswanger.

  • Binswanger, Otto, 1852-1929.
Date:
1899
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Credit: Die Epilepsie / von Otto Binswanger. Source: Wellcome Collection.

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    wirksame Schädlichkeiten. 10 molecularen Erschütterung längere Zeit hindurch unsichtbar bleiben, bis plötzlieh unter dem Einfluss einer neuen auslösenden Schädlichkeit die epileptische Veränderung zu Tage tritt. So wird es verständlich, dass bei allen Fällen, in welchen die epileptische Veränderung aus- schliesslich erworben ist, die vorbereitenden Ursachen nur bei sorgfältigster Erhebung der Anamnese aufgedeckt werden. Die letzte Schwierigkeit besteht darin, dass sicherlich in vielen Fällen, insbesondere bei sehr intensiv einwirkenden Schädlichkeiten diese vor- bereitende Phase ausserordentlich kurz sein oder sogar fehlen kann, so dass wir dann thatsächlich nur eine Quelle der epileptischen Veränderung annehmen dürfen. Wir haben hier besonders gewisse Vergiftungen im Auge, welche im Kindesalter die Epilepsie erzeugen. Hier mag die Ueber- schwemmung des an sich widerstandsloseren Kindergehirns mit Bakterien- giften so tief greifende Schädigungen der centralen InnervationsVorgänge herbeigeführt haben, dass schon geringfügige pathologische Eeize (z. B. das Fieber, Circulationsstörungen) die dauernde Störung der erregenden und hemmenden Vorgänge der centralen Substanz verursachen können. Ausserdem kommt hier noch ein weiterer Umstand in Betracht, welcher auch für die auslösenden Momente bei angeborener Prädisposition in Geltung tritt. Der erste epileptische Insult wirkt, gleichgiltig welches direct aus- lösende Moment hier wirksam war, Epilepsie erzeugend in dem Sinne, dass die mächtige Erschütterung der centralen Innervationen die einmal an- gebahnte Gleichgewichtsstörung befestigt und verstärkt, so dass späterhin mehr oder weniger periodische Entladungen pathologischer Spannungs- zustände auch ohne wesentliche Eeizquellen das Krankheitsbild beherrschen. Wir haben absichtlich die Schwierigkeiten vorangestellt, welche einer analytischen Zergliederung der vorbereitenden und auslösenden Factoren entgegenstehen. Es geht daraus hervor, dass eine Trennung beider nur dann mit annähernder Sicherheit ausgeführt werden kann, wenn die ersteren zeitlich weiter zurückliegen und zu einer langsam sich vollziehenden, aber deutlich erkennbaren Abänderung der Nerventhätigkeit führen. Dass es sich bei diesen Auseinandersetzungen nicht um theoretische Spielereien handelt, lehren am klarsten jene Fälle, bei welchen eine in den Kinderjahren ilber- standene Infectionskrankheit, z. B. Typhus, für kürzere oder längere Zeit neuro-, respective psychopathisehe Krankheitserscheinungen im Gefolge hat. Dieselben schwinden anscheinend völlig, während bei genauerer Beobachtung das Zurückideiben „nervöser Erscheinungen, z. B. unruhiger, gestörter Schlaf, Labilität der Affecte, leichte Ermüdbarkeit bei geistiger Thätigkeit, Schwächung des Gedächtnisses, vasomotorische Störungen, Kopfschmerzen u. s. w., zur Genüge beweisen, dass ein völliger Ausgleich nicht statt- gefunden hat. Nun kommt die Epilepsie in den Pubertätsjahren, sei es unter dem Einfluss der Menstruation, sei es unter dem Einfluss einer heftigen