Zur heilgymnastischen Behandlung von Circulationsstörungen / von Max Herz.

Herz, Max.

Date:: 1899

Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Zur heilgymnastischen Behandlung von Circulationsstörungen / von Max Herz. Source: Wellcome Collection.

6/16 (page 4)

Wäre es bestimmt, daß die renitenten Fälle dies nicht nur gegenüber dem zufällig angewandten Verfahren, sondern gegen jede mechanische Therapie überhaupt sind, dann wäre der Streit sehr leicht zu entscheiden, denn es wäre klar, daß zwar ein sehr erheblicher ßruchtheil der Herzkranken mit Vortheil mechanisch behandelt werden kann, daß es aber gleichgiltig ist, wie dies geschieht, wofern man die Patienten nur überhaupt methodisch sich bewegen läßt. Da aber die Prämisse durch nichts bewiesen ist, liegt die für die praktische Medicin sehr wichtige und für die Mechanotherapie aussichts¬ volle Möglichkeit vor, daß die Anwendung einer einzigen Methode bei allen Formen gestörter Kreislaufsverhältnisse einseitig und vielleicht deshalb vielfach erfolglos ist. Diesen Gesichtspunkt wollen wir festhalten und sehen, ob er sich stützen und etwa fruchtbar verwenden läßt. Beginnen wir die, wie ja hier nicht anders möglich, blos flüchtige Betrachtung der ausgesteckten Ziele und der Methodik der verschiedenen Bichtungen mit der freien, d. h. ohne Apparate arbeitenden schwedischen Gymnastik, so finden wir dieselbe noch in den alten mechanischen Vorstellungen P. H. Ling’s befangen. Wide *), wohl der bedeutendste Vertreter dieser Richtung, sieht in der „geschwächten Circulation“ die schädlichste Folge eines jeden Herzfehlers und betrachtet als die Aufgabe der heilgymnastischen Behandlung, „die Arbeit des Herzens durch Stärkung der geschwächten Circulation zu erleichtern“. Dies geschehe „in gewissen Fällen“ am besten durch Knetungen, Rollungen und Respirationsbewegungen. Die Knetungen pressen, die Rollungen winden, die Respirationsbewegungen pumpen das Blut aus den Venen in das Herz. Auch die verordneten activen Bewegungen, hauptsächlich der unteren Extremitäten, haben in erster Linie nur den Zweck, „ableitend“ zu wirken, indem die Gefäße des arbeitenden Muskels sich erweitern. Das Programm Zander’s — ich citire den um die Aus¬ breitung und Ausbildung der Mechanotherapie in Deutschland hochverdienten Nebel * 2) — deckt sich in vielen Punkten mit demjenigen Oertel’s : „Entlastung des venösen Kreislaufes“ durch Verbesserung der Circulationsverhältnisse und damit „eine Erleichterung der Herzarbeit“ ; Verbesserung der Beschaffenheit des Herzmuskels, der durch langsam sich steigernde Anforderungen und vermehrte Thätigkeit angeregt b Wide, Handbuch der medicinisehen Gymnastik, 1897. 2) Nebel, Beiträge zur mechanischen Behandlung, 1888.