Ueber das Angio-Sarcom ... / von Johannes Kolaczek.

Kolaczek, Johannes.

Date:: 1877

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Licence: Public Domain Mark

Credit: Ueber das Angio-Sarcom ... / von Johannes Kolaczek. Source: Wellcome Collection.

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Es bleibt nun noch übrig, die von mir beobachteten und als Angio-Sarkome gedeuteten Fälle hier anzureihen. Meine Aufmerk¬ samkeit auf diese seltenere Art von Tumoren wurde von meinem verehrten Lehrer Waldeyer, als ich sein Assistent zu sein das Glück hatte, gelenkt. Er selbst hatte eine Reihe von Neubildungen, deren Abstammung von den Adventitialzellen der Blutgefässe ihm unzweifelhaft erschien, mit dem Namen der plexiformen Angio-Sar- kome belegt, und es ist sehr zu bedauern, dass er nicht dazu ge¬ kommen, die ausführliche Rechenschaft darüber, welche er in seiner Arbeit über den Krebs versprochen, zu liefern. Doch bin ich im Stande, wenigstens über einen dieser Fälle, welcher aus der chirurgi¬ schen Klinik stammt, einen kurzen Bericht abzustatten. Allerdings befindet sich nur noch ein Präparat von einem metastatischen Knötchen der Hirnoberfläche in meinen Händen, aber seine Sprache ist so einfach, klar und eindringend, dass man darin nur eines der überzeugendsten Beispiele von Angio-Sarkom erblicken kann. In der Grösse einer kleinen Erbse der grauen Substanz eingelagert be¬ steht der kleine Tumor mikroskopisch aus einem exquisiten Netzwerk von Zellensträngen, die meist noch einen centralen, oft mit rothen Blutkörperchen gefülten Kanal erkennen lassen. Je näher der Ober¬ fläche, desto dichter, breiter und voller erscheinen die Schläuche, bis sie stellenweise confluiren. Die Hirnsubstanz geht dabei allmälig zu Grunde. Die Geschwulstzellen sind gross, in den Haufen poly¬ gonal, an den Strängen mehr spindelförmig, enthalten einen grossen ovalen Kern und ein dunkles, grobgranulirtes Protoplasma. Am 15. December 1870 war ein Theil des primären Tumors in der Grösse eines Borsdorfer Apfels von der Stirn dicht über dem linken Auge eines 31jährigen Mannes auf der chirurgischen Klinik entfernt worden. Von weicher Consistenz erschien er auf der Schnittfläche homogen grauweiss, hirnmarkähnlich; ein rahmiger Saft liess sich abstreifen. Derselbe enthielt polymorphe, auf den ersten Blick Epithelien gleiche Zellen; doch zeigten sie Fortsätze, durch die sie mit einander zusammen¬ hingen. In Schnittpräparaten liess sich ein deutlich alveolarer Bau wahrnehmen, aber die Zellen standen durch Fortsätze mit der Alveolar¬ wand in organischer Verbindung. An anderen Stellen waren die Zellen wieder diffus in Massen angehäuft. Die den Tumor überziehende Haut war zwar an einer Stelle ulcerös defect, zeigte aber mikroskopisch keinerlei Theilnahme an der Neubildung. — Vier Wochen später kam es zur Autopsie. Eine grosse Geschwulst der linken Gesichts- und Halshälfte reichte von der Schläfe den Unterkiefer umwuchernd am Halse hinab bis in die Grube über dem Schlüsselbein, wo sie dem Plex. brach, fest aufsass; median- wärts ging sie durch die Schläfenbeingrube bis an die Schädelbasis, haftete aber nirgends am Knochen fest an. Die Haut darüber war bläulich verfärbt und durch einzelne dichtstehende, flachrunde Knoten