Ueber das Angio-Sarcom ... / von Johannes Kolaczek.

Kolaczek, Johannes.

Date:: 1877

Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Ueber das Angio-Sarcom ... / von Johannes Kolaczek. Source: Wellcome Collection.

22/122 (page 12)

1. Birch-Hirschfeld (Zur Cylindromfrage. Ärch. d. Heilk. Bd. 12) hatte das Glück, mit einem einzig in seiner Art dastehenden Tumor die Geschwulstlehre wirklich und im besten Sinne des Wortes zu bereichern. Kein zweiter Fall beweist mit solcher Evidenz die Bedeutung der Blutgefässe als Matrix einer Neubildung und was noch höher anzuschlagen ist die merkwürdige Thatsache, dass die von den Gefässen abstammenden Formationen in ihrem äusseren Er¬ scheinen vollständig ihre Quelle verleugnen können. Deshalb mag eine ausführlichere Reproduction dieses Falles gestattet sein. Die nebenher bei der Autopsie eines phthisisch zu Grunde gegangenen Mannes von 58 Jahren gefundene Geschwulst sass in der Grösse einer Faust der Basis des Wurmfortsatzes pilzhutartig auf, war sehr weich, halbdurchscheinend und entsandte von ihrer Peripherie drei an ihrem Fussende zusammenhängende, etwa lange, auch transparente, galler¬ tige, cylindrische, aber kolbig endende Fäden ins kleine Becken. Auf dem Durchschnitte zeigte der Haupttumor im Centrum eine feste, doch fächrige Structur. Gegen die Peripherie hin erschienen die Fächer immer grösser und waren mit einer gallertigen Masse ausgefüllt. Mit der Serosa der benachbarten Darmabschnitte hing der Tumor durch grauröthliche, ziemlich feste Filamente von der Dicke einer Stricknadel bis zu kaum sichtbarer Feinheit zusammen. Denselben sassen zahlreiche gallertige Kugeln und Klümpchen, bald gestielt, bald scheidenartig, bald wie Beeren auf. Aehnliche aber sehr verzweigte Fäden bedeckten die Serosa des Coecum und Colon ascendens in ziemlich weiter Ausdehnung. Von ähn¬ lichen Bildungen, doch hier ohne directen Zusammenhang mit der Haupt¬ geschwulst war die vordere Wand und der Fundus der Harnblase be¬ deckt; doch bildete hier das Fadenwerk einen förmlichen Filz und die Kugeln erreichten Haselnussgrösse, waren aber zum Theil durch Kalk- incrustationen verhärtet. Nur vereinzelte Fäden bewirkten eine wirklich organische Verbindung dieses Fadenwerkes mit der sonst glatten Serosa. Ebenso fanden sich etwa 30—40 kleine Geschwülste auf dem Mesenterium des Ileum; auch diese waren nur durch relativ wenige und kürzere, aber auch mit Gallertkugeln versehene Fäden an der Peripherie und Basis der Serosa festgeheftet. Auf der Leberkapsel sassen desgleichen einzelne Kugeln auf. — Die mikroskopische Untersuchung erwies die verzweigten Fäden zum grössten Theile als durch den Blutkörpercheninhalt und die Wandstructur sich deutlich charakterisirende Blutgefässe; ihre Adventitia war durch Zellenhäufchen oder zerstreute einzelne Zellen verdickt. Von allen Gefässen gingen in Zügen geordnete Spindelzellen, oder aus feinen welligen Fasern bestehende Bindegewebsstränge oder am häufigsten elasti¬ sche Fasern einzeln oder zu Bündeln angehäuft als Brücken zu anderen Gefässen ab, oder auch als Stiele für Kugeln und Kolben. Manchmal zeigten die Gefässe mit Verengerungen abwechselnde aneurysmatische Auftreibungen; oft war die Adventitia knotig oder durch eine hyaline Schicht ersetzt, in welchem Falle das Lumen von feinen Fetttröpfchen er¬ füllt erschien. So veränderte Gefässe gingen wieder in ganz solide Fäden über; das Lumen war dann durch einen schmalen Zug spindliger Zellen 3 31 [jji IC K 0 'g *jd h 3