Das Reichsgesundheitsamt, 1876-1926 : Festschrift / herausgegeben vom Reichsgesundheitsamt aus Anlass seines fünfzigjährigen Bestehens.

Date:
1926
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Credit: Das Reichsgesundheitsamt, 1876-1926 : Festschrift / herausgegeben vom Reichsgesundheitsamt aus Anlass seines fünfzigjährigen Bestehens. Source: Wellcome Collection.

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    — 93 — Beurteilung von Nahrungs- und Genußmitteln für das Deutihe Reid. An dem weiteren Ausbau der Methoden zur Milhunterfuhung wird feitdem im NReichsgejund- heitsamte jtändig gearbeitet. Eine wertvolle Unterjtügung fonnten behördliche Bejtrebungen zur Sicherung der Ver— jorgung des Volkes mit gefunder und unverfälfhter Milch durch die Mitwirkung der Bevölke— rung erfahren, wenn es gelang, das Intereſſe und VBerjtändnis weiter Kreife von Erzeugern und Händlern wie auch von Verbrauchern für dieſe Fragen wachzurufen. Gerade im Verkehr mit Milch, die großenteils in kleinen Betrieben gewonnen wird, jind die Durchführung von behördlihen Vorſchriften und eine behördlihe Kontrolle außerordentlih ſchwierig. Be— lehrung und Beijpiel können daher unter Umständen wirffamer fein als behördliche Vor— Ihriften. Aus dieſen Erwägungen wurde im Jahre 1907 vom Reichsgeſundheitsamt ein Milch merfblatt herausgegeben, das in gedrängter überjichtliher Form eine furze Dar- itellung gibt über Zujammenjegung und gejundheitlihe Bedeutung der Mil, ihre Ge— winnung, Behandlung und Aufbewahrung, ihre Behandlung im Haushalt, die vor— tommenden Milhhfehler und Veränderungen und eine Belchreibung der aus Milch Hergeftellten Erzeugnijje (Butter, Rahm, Magermild, Kondensmild, Käſe, Molken uſw.). Bejonderer Mert wird in dem Milchmerfblatt auf die NReinlichfeit bei der Gewinnung und Behandlung der Milch gelegt. Meiterhin wurde aud) ein Merkblatt für die Milhviehhaltung und Milchgewin— nungentworfen. Diejes jollte ji an die Milchpiehhalter wenden und eine Schilderung der vom hygieniſchen Standpunkte aus anzujtrebenden Berhältnijje in der Unterbringung, Fütterung und Behandlung von Milchvieh geben, um auf diefem Wege eine Verbeſſerung der Milchgewin— nung und damit eine Förderung des Milchgenufjes herbeizuführen. Da jedoch) die Gefahr be— Itand, daß ein derartiges Merkblatt mit der Darjtellung von erjtrebenswerten, jedoch im Augen— blid großenteils nicht erreichbaren Zielen eine Beunruhigung der Milherzeugerzum Schaden der Milchverjorgung veranlajjen könnte, jo wurde die Herausgabe diejes Merfblattes zurüdgeitellt. Ein reihsgejegliher Shut der Milchverbraucher gegen Seuchenübertragung durch die Milch kranker Tiere wurde durch das Viehſeuchengeſetz vom 26. Juni 1909 (RGBI. ©. 519) und die dazu ergangenen Ausführungsbejtimmungen herbeigeführt. Nach diefem Geſetz ijt der Berfauf oder Verbrauch der Milch tollwutfranfer oder verdächtiger Tiere verboten, die Verwendung der Milch von maul- und klauenſeuche- oder tuberkuloſekranker oder verdäch— tiger Tiere nur nad) einer die Kranfheitsfeime jicher abtötenden Erhitzung gejtattet. Eine Grundlage für diefe Vorschriften bildeten die im Reichsgejundheitsamt ausgeführten Arbeiten über die Abtötung von Krankheitsfeimen in der Mild. Mährend des Krieges und in der Nachkriegszeit trat an das NReichsgejundheitsamt die wichtige Aufgabe heran, an Maknahmen mitzuwirfen, um die verfügbaren geringen Mengen von Mil denjenigen Bevölferungsteilen zugute kommen zu lajjen, die jie am nötigjten braudten, d. h. den Kindern, werdenden und jtillenden Müttern und gewijjen Kranfen. Cs wurde zunädjt verboten!), Sahne oder Schlagjahne in Konditoreien zu verabfolgen und Bollmild) oder Sahne zum Baden zu verwenden. Bald danach wurde das Verbot auf die Herjtellung von Schokolade und Süßigkeiten?) ausgedehnt unter nadhträglicher Frei- 1) Bo. d. Bundesrats vom 2. Sept. 1915 (RGEBl. ©. 545).