Lehrbuch der Ohrenheilkunde : für practische Ärtze und Studirende / von Adam Politzer.

  • Politzer, Adam, 1835-1920.
Date:
1878-1882
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Credit: Lehrbuch der Ohrenheilkunde : für practische Ärtze und Studirende / von Adam Politzer. Source: Wellcome Collection.

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    Gehörorgan einwirken, von jenen durch ein Allgemeinleiden oder durch Erkrankung anderer Organe hervorgerufenen gesondert in's Auge gefasst werden. Von den evident nachweisbaren, unmittelbaren Schädlich- keiten kommen zunächst in Betracht die traumatischen Ein- wirkungen, mögen dieselben direct das Gehörorgan oder andere Stellen des Schädels treffen, die excessive Schallein Wirkung auf das Gehörorgan, ferner die Verbrühungen, Verbrennungen und Erfrierungen des Ohres und endlich die pflanzlichen Para- siten (Aspergillus), welche zuweilen heftige Entzündungserscheinungen hervorrufen. Von den auf dem Wege der Gontinuität und Gontiguität zur Wirksamkeit gelangenden Ursachen sind in erster Reihe die acuten und chronischen Nasen-Rachenaffectionen hervorzuheben, welche durch Fortpflanzung auf das Mittelohr, Functionsstörungen verschiedenen Grades veranlassen. Seltener wird von aussen her, bei Erysipel und Eczem der Gesichts- und Kopfhaut, das Ohr in Mitleidenschaft gezogen. Zu den, wenn auch nicht immer nachweisbaren, unmittelbaren Schädlichkeiten müssen wir ferner die atmosphärischen Einflüsse zählen, Schädlichkeiten, ' welche gemeinhin als »Erkältungen« be- zeichnet zu werden pflegen. Wenn wir nun auch die Erkältung als ursächliches Moment gelten lassen, so können wir dieselbe doch keineswegs als so häufig annehmen, wie dies vielfach geschieht. Die beim Examen an den Kranken gerichtete Frage über die muth- massliche Ursache seines Ohrenleidens wird allerdings häufig dahin beantwortet, dass dasselbe wahrscheinlich durch Erkältung ent- standen sei. Die Erfahrung lehrt aber, dass es sich bei dieser Angabe zumeist um eine gebräuchliche Bezeichnung des Laien für eine ihm unbekannte und nur vermuthete Ursache des Ohrenleidens handle. Wohl aber sind wir dann berechtigt, die Erkältung als Gausalmoment des Ohrenleidens anzunehmen, wenn dasselbe kurze Zeit nach Einwirkung der Kälte entstanden ist. Wenn beispielsweise Jemand angibt, dass bei kaltem Winde das erkrankte Ohr längere Zeit der Luftströmung ausgesetzt war und bald darauf unter heftigen, stechenden Schmerzen eine intensive Entzündung des Trommelfells oder der Mittelohrauskleidung constatirt wird oder wenn die eben genannten Erscheinungen nach einem kalten Bade oder kurz nach einer Durchnässung des Körpers oder einer plötz- lichen Abkühlung sich entwickeln, so werden wir nicht anstehen, die Erkältung als Ursache der Ohraffcction anzunehmen.