Erfolge einer neueren Behandlungsmethode bei Tetanus / von Theodor Kocher.

  • Kocher, Emil Theodor, 1841-1917.
Date:
1912
Catalogue details

Licence: In copyright

Credit: Erfolge einer neueren Behandlungsmethode bei Tetanus / von Theodor Kocher. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by The Royal College of Surgeons of England. The original may be consulted at The Royal College of Surgeons of England.

    3/16 (page 3)
    38,5, Puls 115. Während einer Viertelstunde U Krampfanfälle. Patient schwitzt sehr stark.ent ^ Magnesiiimsulfat in den Lumbalsack injiziert und 0,01 Morphium. Am nächsten Morgen ist Patient besser, es werden noch fünf Anfälle in der Minute gezählt. Sie nehmen aber wieder zu, daher Wiederholung der Injektion. Eine Stunde später deutliche Abnahme der Steihgs.ei . 15. Mai. Am Morgen ist Patient besser. Nachmittags Steigerung der Anfälle bis 20 in der Viertelstunde, Patient bittet selber um die Injektion. Es werden 5 ccm injiziert, dazu 10 ccm Antitoxin subkutan und 20 ccm intravenös, unter zwei Malen Morphium zu 0,01, weil die Anfälle bereits die Atemmuskulatur ergreifen, so daß Patient zu ersticken droht. Temperatur 37,9. 16. Mai. Am Morgen Patient besser, nachmittags wieder Verschlimmerung, 16 Anfälle per 15 Minuten mit Ergreifen der Atemmuskeln. 20 ccm Serum und 5 ccm Magnesiumsulfat intradural. Besserung. 17. Mai. Neue Verschlimmerung. Patient vollkommen steif. Gesicht cyanotisch. Temperatur steigt (38,9). Es w’ird zwei mal 5 ccm Magnesium- sulfat intradural verabfolgt. Nachlaß der Starre und Krämpfe. 18. Mai. Gehäufte Anfälle. Mittags Injektion'von 5 ccm Magnesium- sulfat wie oben, i^/2 Stunden später Bewußtlosigkeit, langsame Atmung, die bald aussetzt! Körper vollkommen schlaff! Tracheotomie. Einführung einer intratrachealen Kanüle nach Meitzer bis nahe zur Teilungsstelle der Trachea. Zufuhr von Sauerstoff. Nachlaß der Cyanose. Die Atmung bloß zwei bis drei Mal per Minute während einer Stunde. 19. Mai. Temperatur ist auf 39'^ gestiegen. Puls kräftig. Atmung immer noch aussetzend. Erst gegen Mittag, also nach 21/- Stunden, kommt Patient wieder zu sich. Abends werden die seit gestern Mittag ganz schlaffen Glieder wieder straffer. Sauerstoffzufuhr fortgesetzt. Coffein. Keine Anfälle. 20. Mai. Temperatur 38,7. Am Morgen ein sehr starker Anfall ohne Störung der Atmung. Puls kräftig. Patient läßt Urin und Stuhl unter sich gehen. Temperatur am Abend 40”. 21. Mai. Keine Anfälle mehr, aber Steifigkeit des ganzen Körpers, Mund kann geöffnet werden, aber die Kaumuskeln werden sehr bald wieder steif. Die Atmung ist ganz regelmäßig geworden, Temperatur auf 38,7 heruntergegangen. 22. Mai. Keine Anfälle mehr, Patient schluckt gut. Temperatur 38,5. Von diesem Tage ab stetige Besserung, kein Anfall mehr. Am 5. Juni Entfernung der Kanüle, am 9. Juni steht der Kranke auf, Muskeln nicht mehr steif, mit Ausnahme der Brustmuskeln. Bakteriologisch konnten aus dem Eiter sehr schöne Tetanusbazillen mit Sporen direkt erhalten werden. Mit dem Eiter infizierte w'eiße Mäuse bekamen Lähmungen in den hinteren Extremitäten und gingen zugrunde. Fall 3. Walter Selieidcgger, 20 Jahre, von Sumiswald in Langenthal. Tritt am 12. Juni in die Klinik. Verletzung am rechten Eingfinger am 31. Mai beim Herausheben eines auf einen Eisenzaun gespießten Pferdes. Gründliche Peinigung, Jodpinselung. Naht der ^Yunde, A^erband. Eintritt von Nekrose und Eiterung. Patient ist Schmied und hat mit Pferden zu tun. Gestern trat Blinzeln mit den Augen auf, Schwierigkeit beim Essen den Mund zu öffnen. In der Nacbt Nackenstarre und Eückenschmerzen. Typische Facies tetanica, Trismus, Nackenstarre. Patient kann noch auf- sitzen, kann die Beine noch bewegen, starker Schweiß; Eeflexe gesteigert, Zuckungen bei Berührung. Nachmittags 4 Uhr wurden 3 ccm Magnesiumsulfat 25% intradural am Kücken injiziert und 10 ccm Antitetanusserum gegeben. Abends wird Patient bewußtlos, Atmung zeitioeise aussetzend. Patient cyanotisch, starke Schmerzen im Kücken und Bauch.