Das neue System der maschinellen Heilgymnastik / von M. Herz und A. Bum.

Herz, Max.

Date:: 1899

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Credit: Das neue System der maschinellen Heilgymnastik / von M. Herz und A. Bum. Source: Wellcome Collection.

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schätzt oder gemessen. Sind nun die activen Muskeln nicht reine Synergisten, dann heben sich die gegeneinander gerichteten Com- ponenten ihrer Zugkräfte auf und sind nicht meßbar, obwohl sie sich subjectiv in dem Gefühle der Anstrengung gewaltig geltend machen. Deshalb ist es auch ein Fehler, wenn man, wie es bisher fast durchaus geschehen ist, Bewegungen wählt, welche sich über mehrere Gelenke erstrecken, z. B. Hebung der Arme mit gleich- zeitiger Beugung und Streckung des Ellbogengelenkes oder Bein- hebung mit gleichzeitiger Beugung des Kniegelenkes, denn es ist dabei trotz gleicher äußerer Gestalt der Bewegung doch eine der- artige willkürliche Stellvertretung der betheiligten Muskeln unter- einander möglich, wie sie dem Gymnasten unter Umständen nicht erwünscht sein kann, weil seiner im bestimmten Sinne erfolgten Verordnung verschiedene Ausführungen entsprechen können. 2. Die Drehungsaxe des Apparates muß mit der- jenigen des Gelenkes zusammenfallen. Dieser Grundsatz wurde bisher, obwohl er eigentlich selbstverständlich ist, fast gar nicht beachtet, z. B. bei einem großen Theile der ZANDER'schen Apparate. Alle Anordnungen, welche sich auf das Verhältniß des Widerstandes zu verschiedenen Phasen der Bewegung beziehen, sind vollkommen zwecklos, wenn die beiden Axen nicht identisch sind. Wenn man z. B. Zander's B3 und B4 (Hüft-Knie-Beugen, beziehungsweise Hüft-Knie Strecken) betrachtet, dann sieht man sofort, daß es nur von der Größe des Individuums, respective von der Länge seines Beines abhängt, in welcher Phase der Bewegung der Widerstand zu steigen aufhört und abzusinken beginnt, und daß das letztere bei sehr kleinen Individuen überhaupt fraglich ist, während man doch annehmen muß, daß die Bewegung bei großen und kleinen Individuen nach gleichen Gesetzen erfolgt. 3. Der Widerstand muß sich parallel den wäh- rend der Bewegung spontan eintretenden Schwan- kungen des Muskelzuges ändern. Nachdem der Eine von uns von allgemeinen Gesichtspunkten ausgehend die Principien der Widerstandstherapie entwickelt hatte1), stellten wir gemeinsam2) eine große Reihe von Untersuchungen an, um die während der Bewegung eintretenden Schwankungen des Muskelzuges im Detail an den einzelnen Gelenken zu erforschen. Der Gang dieser Untersuchungen sei hier kurz geschildert. Die beiden allgemeinen, an und für sich durchaus einwand- freien Gesichtspunkte, von denen die Widerstandstherapie ausgeht und welche fast ihren ganzen theoretischen Inhalt erschöpfen, sind das ScHWANN'sche und das Hebelgesetz. Das ScHWANN'sche Gesetz besagt, daß ein Muskel umso kräftiger ist, je weniger contrahirt er ist, daß demnach die Zugkraft während der Aus- führung einer Contraction abnimmt. Das Hebelgesetz betrachtet die gegeneinander bewegten Skelettheile, an denen sich die Muskeln inseriren, vom mechanischen Standpunkte als ein System. Im M Herz: Neue Principien und Apparate der Widerstandstherapie. Wr. Med. Presse, 1898, Nr. 14 ff. 2) Bum: Ueber Muskelmechanik. Wr. Med. Presse, 1898, Nr. 27.