Beiträge zur Neurologie der oberen Extremität / von W. Krause.

  • Krause, W. (Wilhelm), 1833-1910.
Date:
1865
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Credit: Beiträge zur Neurologie der oberen Extremität / von W. Krause. Source: Wellcome Collection.

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    Nach diesen Vorbereitungen wurde in Gedanken eine Linie gezogen von der äusseren Ohr-Oeffnung nach dem hakenförmigen Fortsatz der Spina scapulae, welchen man leicht durchfühlen kann. In der Mitte dieser Linie wurde der Hautschnitt begonnen und in der bezeichneten Richtung eben so weit nach oben wie nach unten fortgesetzt, bis die Wunde 4 Cm. Länge hatte. Dann wurden der M. levator scapulae major und die Pars anterior des M. trapezius nach der Längsrichtung ihrer Fasern durchschnitten. Der erstere entspringt am Os basilare vor dem Foramen magnum und setzt sich an den hakenförmigen Fortsatz der Spina scapulae. Der letztere hat denselben Ansatz und entspringt von der Linea semicircularis Oss. occipitis und dem Lig. nuchae. Die Wunde wurde von einem zweiten Assistenten mit stumpfen Haken nach der Querrichtung auseinander gezogen. Man bemerkte dann den V. Cervicalnerv, wie er einen starken Ast nach vorn und unten zum Kopfarm- muskel absendet. Der letztere Muskel entspringt am Os basilare vor dem Foramen magnum. Er geht über in den M. deltoideus; die Grenze wird durch einen schwach sehnigen, schräg von oben und innen nach vorn und aussen verlaufenden Streifen bezeichnet. Ausser- dem begiebt sich vom V. Cervicalnerv ein dünner Faden zum Plexus brachialis. (Taf. II., Fig. 1.) Derselbe steigt senkrecht vor dem M. scalenus herab, liegt vor dem sehnigen, glänzenden Ursprünge des letzteren von dem vorderen Querfortsatz des sechsten Halswirbels und verbindet sich mit dem VI. Cervicalnerven. Der M. scalenus entspringt von den Querfortsätzen des dritten bis siebenten Halswirbels und heftet sich an die Mittelstücke der zweiten bis fünften Rippe. Zuweilen kommt auch vom IV. Cervicalnerven ein noch dünnerer Faden (Taf. II., Fig. 1.), der sich mit dem beschriebenen Zweig des V. Cervical- nerven verbindet. Er liegt vor dem Ursprünge des M. scalenus von dem Querfortsatze des fünften Halswirbels. Diese Abnormität ist ohne physiologische Bedeutung. Wahrscheinlich liegen die Ursprungsstellen derjenigen Fasern, welche in jenem Zweige des IV. Cervical- nerven verlaufen, im Rückenmark gerade an der Grenze, wo Segmente des Rückenmarks zusammenstossen, die ihrer embryonalen Anlage nach dem vierten und fünften Halswirbel entsprechen. Es ist also gleichgültig, ob diese Fasern den Wirbelkanal durch das vierte oder durch das fünfte Intervertebralloch verlassen. Letzterer Fall ist der bei weitem häufigere. Indem man die Processus trausversi der Halswirbelkörper durcbfiihlt, so kann man sich in Bezug auf die Nervenwurzeln leicht orientiren. Was den V. Cervicalnerven betrifft, so genügte es, statt seiner Wurzel jenen dünnen Zweig derselben zu durchsclmeiden, welcher fast senkrecht zum Plexus brachialis herabsteigt. Wie bei allen solchen Nerven- durchschneidungen ist es nothwendig, ein Stück von 2—3 Mm. Länge der durchschnittenen Nerven abzutragen, wodurch eine zu rasche Wiedervereinigung verhütet wird. Um die Thiere zu schonen, resecirt man natürlich die zu resecirenden Stückchen von dem peripheri- schen Theile des getrennten Nerven. Geschieht diese Abtragung nicht, so tritt Heilung der Nervenwunde ein, bevor die fettige Degeneration an den peripherischen Enden der durchschnittenen Nervenfasern Zeit gehabt hat aufzutreten. Der Hautschnitt wurde mit einem bauchigen Messer, der Muskelschnitt mit einer Scheere, die vorn abgerundete Branchen besass, geführt, der Nervenstamm selbst auf einer unter denselben geführten Hohlsonde mit einer kleinen, spitzen Scheere durchschnitten. Das peripherische Ende wurde mit einer Pincette gefasst und ein Stück desselben ebenfalls mit der Scheere resecirt. Spritzende Muskelarterien zu unterbinden, war nur sehr selten nothwendig. Die hier angeführten, an sich unbedeutenden Details mögen späteren Experimentatoren von Nutzen sein.