Mittheilungen über Asthma bronchiale und die mechanische Lungenbehandlung : nebst einem Anhang über den Hustenreiz / von Karl Stoerk.

  • Stoerk, Karl, 1832-1899.
Date:
1875
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Credit: Mittheilungen über Asthma bronchiale und die mechanische Lungenbehandlung : nebst einem Anhang über den Hustenreiz / von Karl Stoerk. Source: Wellcome Collection.

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    die Stimme ist wahrhaft klangvoll und liesse nichts zu wün- schen übrig; nur ist die Patientin nicht im Stande, auch nur einen einzigen Tact lang den Ton anzuhalten, ohne neuen Athem zu holen, so dass sie durch die oftmalige Unterbrechung zum Behufe der Respiration um den ganzen Effect ihrer schönen Stimme gebracht ist. Da ich bei der Auscultation und Per- cussion nichts Abnormes in der Respirationssphäre entdecken konnte, so schob ich die Erscheinung auf Rechnung einer aus der allgemeinen Anämie sich ableitenden Insufficienz der Respirationsmuskeln. Ich suchte daher der Indicatio causalis durch Verabreichung von Eisenpräparaten nachzukommen, und leitete ausserdem eine Art gymnasticher Uebungen im Athmen ein, indem ich die Kranke, nachdem sich ihre Vital- capacität gelegentlich eines Versuches am Hutchinson'schen Apparate als ungenügend herausgestellt hatte, durch einige Wochen an diesem Apparate ausathmen Hess und dabei auf die sonst äquilibrirte Glocke allmälig mehr und mehr Ge- wichte auflegte. Hiedurch wurde sie genöthigt, grössere Kraftanstrengung bei der Exspiration aufzuwenden. Patientin kam mir bald aus den Augen, so dass ich nicht angeben kann, w^elchen dauernden Erfolg dieses Verfahren gehabt. Ganz ähnliche Verhältnisse fanden sich bei dem 2. Falle. Fräulein Lidie K. aus Cherson, 24 Jahre alt, anämisch, gibt an, ehemals gut gesungen zu haben , hat aber jetzt ihre Singstimme ganz verloren. Die Kranke hat nicht blos die Fähigkeit zu singen eingebüsst, sondern überhaupt das Ver- mögen, ausreichend zu respiriren; was ihr speciell das An- halten eines Tones unmöglich macht, ist der Umstand, dass sie die inspirirte Luft auch nicht die kürzeste Zeit in den Lungen zurück- und zusammenhalten kann. Dass es bei hoch- gradig anämischen Frauen zu einer mit Hysterie nichts zu thun habenden Aphonie kommt, habe ich wiederholt beo- bachtet; diese Stimmlosigkeit hängt dann einzig und allein von der Anämie und Insuffienz der Muskeln ab, welche es nicht ge- stattet, die Stimmbänder so lange zusammengepresst zu halten, bis der Ton zum Klingen kommt, das heisst, bis durch Zu- rückhalten der Exspiration der Druck der Luft in der Luft- röhre so gestiegen ist, dass beim Anspannen der Glottis der