Die Statik und Mechanik des menschlichen Knochengerüstes / von G. Hermann Meyer.

Meyer, Georg Hermann von, 1815-1892

Date:: 1873

Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Die Statik und Mechanik des menschlichen Knochengerüstes / von G. Hermann Meyer. Source: Wellcome Collection.

162/418 (page 150)

der m. biceps in der supinatörischen Stellung ungünstigere Verhältnisse zeigt, weil hier ein grosser Theil seiner Kontraktionsfähigkeit bereits durch die Supinationsbewegung erschöpft ist. In Uebereinstimmung hiermit zeigt auch die Erfahrung, dass für die kräftigen Beugehewegungen, welche ausgeführt werden, wenn die obere Extremität zur Lokomotion durch Klettern benutzt wird, vorzugsweise die beiden folgenden Stellungen des Unterarmes verwendet werden, nämlich an der senkrechten Stange die Mittelstellung, welche sich hier von selbst ergibt, und an der wagerechten Stange der pronatorische sog. Kammgriff. Für die Untersuchung der bisher besprochenen Verhältnisse konnte die Wirkung des m. brachialis, biceps und triceps als einfach fiektirende, beziehungsweise extendirende angesehen werden, — und es wurde nur vorläufig angedeutet, dass auch bei diesen Muskeln sich eine dritte in der queren Richtung wirkende Komponente geltend machen muss. Im Interesse genauerer Kenntniss der im Ellenbogengelenke in die Erschei- nung tretenden Muskelwirkungen ist es angemessen, diesen Gegenstand noch etwas genauer zu verfolgen; denn wenn man die drei typischen Muskeln des Ellenbogengelenkes in dieser Beziehung untersucht, so fin- det man noch mehrere interessante Ergänzungen zu den oben durch- geführten Untersuchungen. Was zuerst den m. biceps angeht, so findet man, dass derselbe eine Richtung besitzt, welche in der Hauptsache parallel der typischen, durch die Konstruktionsaxe bestimmten Flexionsebene ist; seine Zugrichtung geht demnach in einer Parallelebene senkrecht zur Ellenbogenaxe, und ist daher eine durchaus günstige; dass die Umrollung um die tuberositas raclii an diesem Verhältnis nichts ändert, ist in Früherem schon erwähnt. Indessen ist diese Richtung doch nicht ganz rein, indem der m. biceps mehr an der inneren Seite des Oberarmes gelegen ist und deshalb in leicht schräger Richtung von der ulnaren Seite her an den Radius hin- tritt. Die quere Komponente, welche dadurch in seine Wirkung kommt,' ist so unbedeutend, dass sie eine nennenswerthe Veränderung in der Hauptwirkung nicht hervorbringen kann; — aber sie verdient doch eine Berücksichtigung insofern, als sie dem Radius einen Zug gegen die Ulna hin gibt, und dadurch eine Bedeutung für den Mechanismus der Unter- armknochen gewinnt. Dieser Zug hilft nämlich einerseits überhaupt die beulen Unterarmknochen in innigere Verbindung bringen, namentlich so lange der Radius sich auf der supinatörischen Seite befindet, und anderer- seits ist er diejenige Komponente, welche in der supinatörischen Wir- kung des m. biceps das capitulum radii in die incisura semilunaris minor ulnae hineindrängt und damit diese Bewegung gesicherter macht. — Der bekannte aponeurotische Streifen* welcher von der Sehne des m. biceps sich ablösend in die Fascie an der ulnaren Seite des Unterarms übergeht,