Ueber das Verhältniss der modernen Chirurgie zur inneren Medicin : Vortrag, gehalten in der 3. allgemeinen Sitzung der 59. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte am 24. September 1886 / von Dr. v. Bergmann.

  • Bergmann, Ernst von, 1836-1907.
Date:
1886
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Credit: Ueber das Verhältniss der modernen Chirurgie zur inneren Medicin : Vortrag, gehalten in der 3. allgemeinen Sitzung der 59. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte am 24. September 1886 / von Dr. v. Bergmann. Source: Wellcome Collection.

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    Angegriffenen in den Vordergrund aller medicinischen und chirur- gischen Bestrebungen treten. Wer dann im Wettkampfe um das hohe Ziel der Rettung und Heilung weiter kommen wird, der innere Arzt oder der Chirurg, ist an den Leistungen der Gegen- wart nicht zu ermessen. Man stelle sich einmal vor, dass der Gedanke, welchen Pasteur bei seinen Schutzimpfungen gegen die Wuthkrankheit verfolgt hat, sich bewährt und die von den russischen Wolfen Gebissenen nicht getödtet, sondern gerettet hätte, welche Per- spective wäre uns dann eröffnet. Wenn der bereits durch die pathogenen Organismen Inficirte dadurch vor ihren deletären Ein- wirkungen, vor ihrer Ausbreitung und fortzeugenden Weiterent- wicklung in seinem Organismus bewahi’t bliebe, dass er mit einer abgeschwächten Form derselben Noxe schnell noch geimpft würde, wie sehr würde sich dann unsere chirm’gische Technik verein- fachen. Sie brauchte nicht mühsam erlernt und kunstverständig geübt zu werden, getrost könnte man sie jedem Schneider und Handschuhmacher anvertrauen. Unsere chirurgischen Manipulationen sind heute nur gegen die Mykrophyten an der Oberfläche des Körpers gerichtet. Aber zahlreiche Jünger unserer Wissenschaft sind schon bemüht, sie auch innerhalb des Thierleibes zu zerstören, von solchen Ver- suchen, wenigstens an einem dieser kleinen Parasiten, ist den Sec- tionen dieser unserer Versammlung bereits Mittheilung gemacht worden. Das Studium ihrer Lebensbedingungen und Lebens- erscheinungen hat uns die Mittel, sie zu tödten, finden lassen. Dieses Studium an den einfachsten Lebewesen erhellt vielleicht mehr noch als die Untersuchungen an den vitalen Elementen der complicirten Organismen auch die Biologie dieser letzteren. Wenig- stens ist man heute nicht mehr geneigt, anzunehmen, dass die in Rede stehenden niedersten Organismen sich durchaus anders ver- halten, als die höheren Pflanzen und Thiere. Im Gegentheile sucht die physiologische Chemie zur Zeit in der fundamentalen Structur der gesammten lebenden Wesen eine einzige, ursprüng-