Lehrbuch der gynäkologischen Diagnostik / von Georg Winter ; unter mitarbeitung von Carl Ruge.

  • Winter, Georg, 1856-1912.
Date:
1896
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Credit: Lehrbuch der gynäkologischen Diagnostik / von Georg Winter ; unter mitarbeitung von Carl Ruge. Source: Wellcome Collection.

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    Die Diagnose der Gonorrhoe wird am einwandfreiesten g e - Untersuchung stellt durch denNachweis des Gonococcus. Für diese Untersuchung kokken. sind nur solche Sekrete brauchbar, welche entweder gar keine oder nur wenige andere Organismen enthalten; z. B. das Sekret der Urethra, das Sekret des Uterus namentlich bei engem äusseren Muttermund; am leichtesten gelingt der Nachweis bei der Vulvovaginitis der Kinder und bei eiteriger Urethritis. Das Vaginalsekret Erwachsener ist für das Auffinden der Gonokokken ganz un- brauchbar. Man gewinnt das Sekret aus der Urethra, indem man sie von der Vagina her mit dem Zeigefinger langsam vorstreifend ausdrückt, nachdem einige Stunden vorher kein Urin gelassen ist; das Cervixsekret entnimmt man mit der Platinöse oder vom Probetampon. Man vertheilt dann das Sekret mit der Platinöse zu einer dünnen Schicht auf dem Deckglas oder zieht es auseinander durch ein zweites daraufgelegtes Deckglas; dann lässt man die Gläser trocknen und zieht sie dreimal durch die Flamme. Man färbt dann das Sekret mit wässeriger Methylenblaulösung, lässt es trocknen und untersucht in Ölimmersion. Man erkennt die Gonokokken am sichersten an ihrer Lage in den Eiterzellen, wo sie kleine Häufchen von 8—10 Paaren um den Kern herum zu bilden pflegen; sie sind wahre Diplokokken, welche wie zwei Kaffeebohnen mit ihrer flachen Seite aneinander liegen. Wenn sie ausserhalb der Zelle liegen, so sind sie nur aus dieser Form zu vermuthen, aber nicht sicher zu diagnostiziren. Involutions- formen sind noch schwerer zu beurtheilen und nur mit einer gewissen Wahr- scheinlichkeit als Gonokokken zu erkennen, wenn sie in der Zelle liegen. Finden sich Kokken anderer Art in dem zu untersuchenden Sekret, so kann man die Gonokokken von ihnen durch ihre Eigenschaft, sich nach der Gram- schen Methode zu entfärben, unterscheiden. Das Gram sehe Verfahren be- steht darin, dass man die Deckglaspr.äparate etwa eine halbe Stunde auf Anilin- wassergentianaviolettlösung schwimmen lässt, dann abspült und 5 Minuten in dünne Jodkaliumlösung legt. Nach abermaligem Abspülen in Wasser werden sie dann bis zur vollständigen Entfärbung in absoluten Alkohol gelegt. Die Gonokokken sind dann vollständig entfärbt, können aber durch Bismarckbraun oder Methylenblau nachgefärbt werden und bilden einen deutlichen Kontrast zu den dunkelviolett gefärbten anderen Organismen. Wenn der Gonokokkenbefund positiv ist, so ist die Diagnose auf Gonorrhoe einwandsfrei. Der negative Befund beweist aber nicht das Gegentheil; denn bei chronischen Gonorrhoeen können die Gonokokken zeitweise aus dem Sekret verschwinden oder so spärlich werden, dass sie nicht gefunden werden. In solchen Fällen wiederhole man die Untersuchung nach einer Reihe von Tagen, namentlich nach der Menstruation oder bei Exacerbation des Katarrhs. Bei chronischen Fällen genügt das Mikroskop für den Nachweis spärlich vorhandener Gonokokken sicher nicht und die Züchtungsmethoden sind vor- läufig noch zu komplizirt, um sie in die allgemeine Praxis einzuführen. Es ist deshalb von grosser Bedeutung, dass es eine Reihe von klinischen Zeichen giebt, welche für die Gonorrhoe fast pathognomonisch sind.