Lehrbuch der gynäkologischen Diagnostik / von Georg Winter ; unter mitarbeitung von Carl Ruge.

  • Winter, Georg, 1856-1912.
Date:
1896
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Credit: Lehrbuch der gynäkologischen Diagnostik / von Georg Winter ; unter mitarbeitung von Carl Ruge. Source: Wellcome Collection.

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    hat. Seltener hört man, dass nach normalen Menstruationen unvermittelt starke Menorrhagien auftreten. Bei der Häufigkeit, mit welcher Menorrhagien bei den verschiedensten gynäkologischen und allgemeinen Leiden auftreten, ist es selbstverständlich, dass die Diagnose auf Endometritis aus diesem Symptom allein eine sehr un- sichere sein muss. Ob eine Menorrhagie das Symptom einer Endometritis oder nur funktioneller Natur ist, d. h. ob sie auf eine gestörte Thätigkeit des Endo- metriums aus lokalen oder allgemeinen Ursachen zurückzuführen ist, ist schwer, oft überhaupt nicht zu beantworten. Wir bedürfen deshalb für die Diagnose der Endometritis in den Fällen, wo Blutungen das einzige S}^mptom sind, eines objektiven Befundes (s. pag. 320). Wenn derselbe fehlt, können wir nur unter sehr feiner differentialdiagnostischer Abwägung der verschiedenen Blutungs- ursachen und unter Ausschluss der funktionellen zur Diagnose der Endometritis gelangen. Ich halte es deshalb für nothwendig, dass der Arzt die verschiedenen Ursachen der uterinen Blutungen und ihre eigenartigen Charaktere genauer kennen lernt, und verweise deshalb, um mich nicht zu wiederholen, auf das Kapitel „Ursache der Blutungen in der analytischen Diagnostik. Eine be- sondere Schwierigkeit wird es immer bieten, die Blutungen bei akuten Ent- zündungen der tiefer gelegenen Schleimhäute, bei frischen Tubenentzündungen, bei Para- und Perimetritis richtig zu deuten, weil sie sich häufig mit Endo- metritis combiniren. Da eine lokale Untersuchung der Uterushöhle in diesen Fällen ausgeschlossen ist, wird es, solange nicht andere Symptome der Endo- metritis hinzutreten, häufig zweifelhaft bleiben, ob die Blutung nur als ein Symptom der gleichzeitigen Uterushyperämie oder als ein Symptom einer wirklichen Endometritis aufzufassen ist. In vielen Fällen wird es erst die weitere Beobachtung lehren; denn je länger und intensiver die Blutungen nach dem Zurückgehen der Entzündungen in der Nachbarschaft des Uterus bestehen bleiben, um so eher muss man das Endometrium als erkrankt an- sehen; je vorübergehender sie sind, um so eher sind sie nur ein Symptom. Ausfluss. Ein selteneres, aber diagnostisch nicht unwichtigeres Symptom der Endo- metritis corporis ist der Ausfluss. Während bei normalem Endometrium ein eigentliches Sekret vollständig fehlt, findet man bei reinem Corpuskatarrh ein serös eiteriges Sekret; in akuten Zuständen ist der iUisfluss seröseiterig, mit Blut untermischt, wird dann zuweilen rein eiterig, nimmt aber bei den chronisch katarrhalischen Formen wieder etwas dünnflüssigeres, eiteriges Aussehen an. Schleimbeimengungen fehlen bei reinem Corpuskatarrh voll- ständig und treten nur auf, wenn der Cervix ebenfalls erkrankt ist. Die Menge des Ausflusses kann sehr verschieden reichlich sein; es giebt gewisse Formen von Endometritis mit heftigen Symptomen, welche nur sehr wenig Sekret liefern, während es in anderen Fällen wieder sehr stark fliessen kann; die reichlichsten Sekretionen beobachtet man bei gonorrhoischen Formen, nament- lich in der Schwangerschaft. Vor und nach der Regel findet meistens eine Steigerung der Sekretion statt; nicht selten kommt es vor, dass sie vollständig